Wie soll man leben?

Jérome Ferrari: "Predigt auf den Untergang Roms" Prix Goncourt 2012 (secession Verlag) | 18.3.2013

Ganz im Sinne Leibniz, lassen sich zwei junge Philosophiestudenten in der  "besten aller möglichen Welten", der korsischen Abgeschiedenheit ihres Heimatdorfes, nieder.
Gelangweilt von Paris, der studentischen Überheblichkeit ihrer Kommilitonen, nach dem Sinn des Lebens suchend, übernehmen sie die alte Dorfkneipe.
Hübsche Kellnerinnen werden eingestellt, deren Eigentümlichkeiten die Bar weit über ihre Grenzen bekannt macht.
Man richtet sich ein, lebt zusammen, wie eine große Familie - der Laden brummt.
Und dann wird man träge, misstrauisch und unzufrieden. Es kommt zum Eklat und die Hölle bricht los...
"Du, siehe, was Du bist. Denn unabwendbar kommt das Feuer".
Nicht nur der philosophische Diskurs und die unglaublich intensiven Naturbeschreibungen machen dieses Prachtbuch zur Hochliteratur.
Die Kapitelüberschriften, die den Sermones von Augustinus enstammen, weisen höchst literarisch darauf hin, dass die Welt keine Dauereinrichtung ist.
Die Geschichte und der Weg der Familie, über mehrere Generationen erzählt und mit einer rätselhaften Fotografie beginnend, ist steinig, karg und glücklos.
Alles hängt irgendwie zusammen, ist vorbestimmt und endlich...
Was für ein Buch!
So kultiviert und so wüst zugleich.
Schrecklich schön - eine echte Perle.
Lesen! Unbedingt!