Wieviel Hass passt in ein Frauenleben?

Mareike Fallwickl:"Und alle so still hier" (Verlag Rowohlt) | 15.4.2024
Was passiert, wenn die, die Welt am Laufen halten stehen bleiben? Wer betreut die Kinder, unterrichtet, kümmert sich um Essen, Kleidung, Trost und medizinische Aufsicht? Wer putzt den Kranken den Hintern ab, schiebt Nachtdienst und stirbt fast vor Müdigkeit? Wer putzt die Büros, Arztpraxen, Krankenhäuser, Nachtclubs, Wellnestempel, die Busse, Bahnen und Flugzeuge? Wenn die Frauen sich verweigern, in stillem Protest, sich einfach auf die Straße legen und demonstrieren: Schluß jetzt! Menschen, wie Nuri und Ruth die von drei Jobs und dem Applaus auf den Balkonen nicht leben können, treffen auf Elin, eine aalglatte Influencerin, die sich bereichert an der Scham ihrer Follower:innen, ohne Gefühl für sich selbst, von einem Sexmatch zum anderen treiben lässt. Als ihr eines dieser Treffen zum Verhängnis wird, sie gleichzeitig auf den Protest der stillen Frauen stößt, erkennt sie die Lügen ihrer feministischen Mutter und kapiert endlich, dass Concealer, Anti-Aging-Serum, Enthaarungsmittel und Zahnweißer nicht die Rettung, sondern das Übel der Welt sind. Und dass männliche Gewalt nicht nur von Tätern ausgeübt wird, sondern auch von denen, die nicht helfen, nicht einschreiten - keinem moralischen Kodex entsprechen.
Ficken statt fühlen und niedermachen statt zuhören. Solange bis man selbst ein Nein wird.
Die Situation eskaliert, als die Männer sich "ihre" Frauen zurückholen wollen und am Ende bleibt kein Stein mehr auf dem anderen...
Wie krass! Man möchte mit der Faust in die Welt schlagen und bekommt ein ungutes Gefühl beim Lesen. Aber hey, wir können alle aufstehen und "Stopp" sagen. Jeden Tag!
Was für ein großartiges, zorniges, wuchtiges und wichtiges Buch! Eine typische Fallwickl-Lawine. Zieht einen runter, richtet einen im besten Fall wieder auf und zwingt den Kopf zum Nachdenken. Kein Spaß und nichts für Life-Work-Balancer!
Für alle anderen:
Lesen!
Unbedingt lesen!