Wer noch immer glaubt, der Indianer sei mit Federschmuck und Friedenspfeife, hauptsächlich in Reservaten (oder Irrenanstalten ,wo er Waschbecken durch Fenster schmeißt) anzutreffen, der täuscht sich gewaltig. Selbst Karl May hatte keinen blassen Schimmer, wer die Apachen, Cheyenne, Arapahoe, Arikara, Blackfeet...wirklich waren.
Wenn man Tommy Orange gelesen hat, schämt man sich ein bisschen, dem Märchen, vom selbstbestimmten Indianer, so lange aufgesessen zu sein.
Längst sind die amerikanischen Natives, nach Vertreibung (nahezu totaler Auslöschung) und einem gefakten Leben in umzäunten "Indian Communities", zu urbanen Menschen geworden. Sie leben in den großen Metropolen, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, kommen aber nicht gegen ihre Herkunft an. "Du bist, was Du bist, weil Du es bist".
Tommy Orange, geboren in Oakland, Mitglied der Cheyenne and Arapaho Tribes, erzählt von ganz normalen "Stadtindianern", die trotz Drogen, Alkohol und exzessiver Gewalt, am Leben sind, dahin zurückfinden wollen oder es endlich mit Ihren Wurzeln verbinden möchten.
Zwölf Menschen, die ohne es zu wissen, miteinander verwoben sind, erzählen ihre Geschichte.
Alle sind nach Oakland gekommen, um das große Powwow und Ihre Traditionen zu feiern. Alle kommen gebrandmarkt, vom Leben gezeichnet, auf der Suche nach etwas oder jemand, der eine Lücke in ihrer Biografie schließen könnte.
Einer von Ihnen allerdings, kommt mit dunklen Absichten...
Was für ein Buch! Man liest atemlos, mit latenter Unruhe und fürchtet sich vor dem großen Ereignis. Da braut sich schon früh ein literarisches Gewitter zusammen und endet in einem Tsunami.
Ganz großes Kino!
Lesen!
Unbedingt lesen!