Schnitzel oder Waschmaschine.

Maxim Biller: "Sechs Koffer" (Kiepenheuer & Witsch) | 18.8.2018
Maxim Biller: "Sechs Koffer" (Kiepenheuer & Witsch)

Spätestens als Onkel Dima Maxim vorrechnet, dass man für ein Schnitzel in Zürich eine Waschmaschine in Polen bekommt, weiß man wo der Hase lang läuft. Kommunismus, Sozialismus, Kapitalismus. Und man verliebt sich in diese Geschichte.  Über Hamburg, Prag, Berlin und Zürich reist der 15-jährige Ich-Erzähler, bereit ein großes Geheimnis zu lüften: Warum und durch wen wurde der Großvater damals denunziert und umgebracht? Ganz nebenbei liefert Maxim Biller dem Leser ein Lehrstück über die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts. Und man stellt fest, dass sich nicht wirklich etwas geändert hat. Zwischen Züricher Geschnetzeltem und den Wirren der Adoleszenz versucht der Ich-Erzähler den innerfamiliären Verrat aufzudecken, um am Ende erschrocken und resigniert festzustellen, dass das mehr Information ist, als er gebrauchen kann. Wer will schon sein eigenes Fleisch und Blut im Unrecht sehen? Gar als Mörder entlarven? Und irgendwie sind alle schuld oder auch nicht - je nach Perspektive und Personal. Jeder der Familie hat seine Leiche im Keller. Der eine hat sie nur tiefer vergraben als der andere...

Das ist toll! Ein großartiges, kurzes und kurzweiliges Schelmenstück, wo jeder sein Fett weg kriegt!

Lesen!
Unbedingt lesen!