Keiichiró Hirano:"Das Leben eines Anderen"(Verlag Suhrkamp) | 16.4.2022
Akira Kido Rechtsanwalt und Zaichnichi in dritter Generation, gehört trotz Einbürgerung und japanischer Ehefrau zu einer unbeliebten Minderheit. Nach dem Sarin-Gas-Anschlag auf die U-Bahn in Tokyo und dem Erdbeben in Osaka werden die Anfeindungen selbst im Freundeskreis unüberhörbar. Koreaner unerwünscht. Da wäre es gut, einfach in eine neue Identität zu schlüpfen. Von einer Klientin, die genau zur richtigen Zeit in Kidos Leben tritt, lässt er sich sich in einen Fall hineinziehen, der ihn am Ende sebst zu einer wichtigen Entscheidung zwingt. Die Ehefrau von Daisuke, der durch einen Arbeitsunfall sein Leben verloren hat, erfährt bei den Vorbereitungen zur Beerdigung, dass ihr Mann unter falscher Identität gelebt hat. Die Ehe wird annulliert, das gemeinsame Kind plötzlich unehelich, die Lebensversicherung eingefroren. Kido gerät auf der Suche nach dem wahren Daisuke in einen Strudel krimineller Machenschaften um Tauschgeschäfte falscher Identitäten. Ein komplexes Spiel verselbständig sich, nimmt Fahrt auf, führt in Sackgassen und an zwielichtige Orte. Das Ziel ist ungewiss. Die Spieler wechseln ständig Rolle und Position.
Zwischen Murakami und Michiko Flasar mäandert dieses faszinierend Debüt durch eine seltsame Welt voller Traditionen und Umbrüche. Wer will will man sein? Was ist man bereit dafür zu geben? Worin liegt der Sinn des Lebens?
Ganz leise, fein und doch hoch spannend liest sich diese Detektivgeschichte und stellt den Leser selbst vor die existenzielle Frage: Wer bin ich?
Lesen!
Unbedingt lesen!