Rache ist süß!

Pierre Lemaitre: "Die Farben des Feuers" (Klett-Cotta Verlag) | 20.2.2019

Pierre Lemaitre: "Die Farben des Feuers" (Klett-Cotta Verlag)Nachdem der große Bankier Marcel Péricourt das zeitliche gesegnet hat und seine Tochter Madeleine, als Frau, in einer Zeit, in der Frauen noch nicht einmal einen Scheck unterschreiben durften, sich plötzlich an der Spitze eines Imperiums sieht, geht, einige Zeit später, die väterliche Hinterlassenschaft ebenfalls in die ewigen Jagdgründe ein. Madeleine, die sich blind auf die rechte Hand des verstorbenen Vater verlassen hatte, wurde übel getäuscht und mittels Intrigen und bösartigen Verschwörungen der nächsten Verwandten und "treuen" Angestellten des Hauses Péricourt, entthront und in bittere Armut verbannt.

Sohn Paul, durch einen tragischen Unfall den Freuden des Lebens entrissen, findet durch ein altes Grammophon ein polnisches Kindermädchen und die Liebe zur Oper, zu einem durchaus erfüllten Dasein zurück. Madeleine, nicht hübsch aber auch nicht gerade hässlich, beißt Paul zuliebe die Zähne zusammen, hört auf, sich weiter selbst zu bemitleiden, und sinnt nach Rache.

Klug und gewitzt nimmt sie ihr Schicksal in die Hand und schlägt ihre Widersacher mit deren eigenen Waffen. Kurz vor Beginn des zweiten Weltkriegs, gerät die Welt immer mehr aus
den Fugen. Während Hitler politisch und waffentechnisch aufrüstet, graben sich die politische Parteien in Frankreich gegenseitg das Wasser ab, wird mit arabischem Öl spekuliert und, um Hitler die Stirn bieten zu können, ein spektakuläres Luftfahrtinstitut eröffnet. Bei Sabotage, Gier, Neid und großen Börsenskandalen heißt das Motto "wie gewonnen so zerronnen" und jeder versucht seine Schäfchen noch schnell ins Trockene
zu bringen. Und dazwischen, fein und gemein, Madeleine, die am Ende ein enges Netz gesponnen hat, aus dem keiner mehr ungeschoren rauskommt.

Da ist er wieder! Der große Pierre Lemaitre! Prix Goncourt für "Wir sehen uns dort oben", an dessen Geschichte er hier fast nahtlos anknüpft, die man aber auch lesen kann, ohne das vorherige Buch zu kennen. Da wird man mit 500 Seiten aufs beste unterhalten, kann kaum aufhören zu lesen und sieht die deutsch-französische Beziehung nochmal in einem anderem Licht...

Was für ein Buch! Das ist ganz, ganz große Unterhaltungsliteratur - ein Pageturner auf hohem Niveau. Ein Feuerwerk! Was soll ich sonst noch sagen?
Lesen!
Unbedingt, unbedingt lesen!