Angst!

Édouard Louis: "Im Herzen der Gewalt" (S. Fischer) | 18.9.2017

Nach einem Weihnachtsabend bei Freunden, entschließt sich Édouard, früh nach Hause zu gehen. Es zieht Ihn zu seiner Lektüre, die er für das Festessen unterbrechen musste. Ein junger Algerier begegnet ihm, folgt ihm und überredet Éduard zu einem Stelldichein in dessen Wohnung. Seinem wachsenden, unguten Gefühl folgend, bittet Èduard seinen Gast, die Wohnung zu verlassen. Der ist ins Erzählen gekommen, längst nicht fertig mit seinen Geschichten und führt noch einiges im Schilde. Während Édouard sich unter der Dusche befindet, klaut der Fremde, was nicht niet und nagelfest ist. Als Louis "nur" sein Handy zurück fordert, eskaliert die Situation. Und dann wird's richtig übel!

Nach einer Nacht des Grauens, schleppt Éduard sich ins nächste Krankenhaus. Gequält, gedemütigt und schwer verletzt, können ihn weder die besten Freunde noch seine geliebten Bücher trösten. Am Ende landet er da, wo man ihn sich am wenigsten vorstellen kann: bei seiner Schwester und deren Mann, die aus eher prekären, ungebildeten Verhältnissen kommen und deren politische Haltung, Édouard einst weit von Ihnen entfernte. Völlig traumatisiert, und unfähig zu sprechen, hört Édouard und liest der Leser, wie seine Schwester ihrem Mann, die schreckliche Geschichte ihres Bruders erzählt.

Eine Geschichte so zu erzählen is' total irre! Louis packt den Leser sofort und mit der ersten Seite bei den Hörnern und lässt ihn nicht mehr los. Eine wahre Geschichte, die täglich und überall passiert. Eine schreckliche Geschichte, die tiefe Wunden hinterlässt, vieles in Frage und alles auf den Kopf stellt. Und pötzlich fängt man an zu hassen, zu verurteilen und Fremdenfeindlichkeit zu spüren - so geht Rassismus!

Und so schnell geht das!

Lesen!
Unbedingt lesen!