Das irische Wort für Nein

Louise Kennedy:"Übertretung" Verlag Steidl)( | 25.8.2023
Belfast war schon immer ein schwieriges Pflaster. Katholiken und Protestanten machen sich das Leben gegenseitig schwer und im Bürgerkrieg 1975 eskaliert die Gewalt. Jede politische Äußerung, jedes falsche Wort kann eine ganze Familie auf die Todesliste bringen. Eine katholische Lehrerin, die sich dem Leid eines protetantischen Schülers annimmt, sich in eine Affäre mit einem bekannten Belfaster Prozessanwalt verstrickt, hinterlässt am Ende verbrannte Erde und verliert alles, was ihrem Leben einen Sinn gibt. Während Cushla versucht, ihre Schüler zu besseren Menschen zu machen, eine Liebe zu leben, die eigentlich keine Chance hat und einfach ein guter Mensch zu sein, hat sie schon längst mehr als eine Grenze übertreten. Die IRA hat sie auf dem Schirm, lange bevor sie merkt, dass alles, was sie tut sich ins Gegenteil verkehrt. Wem kann man trauen, wem darf man helfen, wer meint auch wirklich, was er sagt? Die eigene Mutter, alkoholsüchtig und völlig abgehalftert, kann ihr nicht zur Seite stehen und auch der Bruder, dessen Bar sich im "Höllenloch" der protetantischen Vorstadt befindet, muss seine eigene Familie vor den gefährlichen Untugenden seiner Schwester schützen. Alles geht den Bach runter, keine Rettung in Sicht. Viele Jahrzehnte später erfährt die ehemalige Lehrerin dann doch noch einen kleinen Triumph und spürt, dass ihre Solidarität nicht ganz umsonst war...
Inmitten von Gewalt, Arbeitslosigkeit und sinnlosen Konflikten das Herz am rechten Fleck zu behalten und sich nicht verbiegen zu lassen, ist das einzige Instrument, was jedem Menschen an die Hand gegeben wird. Man muss sich nur trauen, es einzusetzen.
Tolles Buch! Traurig und kraftvoll zugleich.
Wunderbar übersetzt von Claudia Glenewinkel und Hans-Christian Oeser
Lesen!
Unbedingt!