Wolf Haas "Eigentum"(Verlag Hanser) | 3.10.2023
Erst war die Inflation und dann wurden die Mieten immer teurer. Nie hat das Ersparte für Grund und Boden gereicht. Am Ende kommt die Mutter von "Wolfi" dann doch noch zu ihrem Eigentum, auch wenn es nur ein ein paar Quadratmeter sind. Wolf Haas bereitet sich grad auf die Poetiklesung vor, während die Mutter beschließt zu sterben. So richtig passt es eigentlich nicht aber was soll man machen? Drei Tage wird der Sohn am Bett der Mutter verbringen und das erste Mal kommt die Wahrheit auf den Tisch. Erinnerungsfragmente werden zur Lebensbeichte einer mürrischen, ewig greinenden Mutter und lassen Wolfi erkennen, dass das Leben ein schweres war und die Träume unerfüllt blieben. Zu lachen gab es da wirklich wenig. Kurz vorm Tod, fühlt sie sich das erste mal richtig gut, wird gesprächig und nahezu milde. Im Zustand der Demenz gelingt es ihr, sich zu erinnern und am Ende sogar Frieden zu schließen.
So grimmig und grießgrämig, bezaubernd, berührend und auch urkomisch zugleich, kommt selten ein "Sterberoman" daher. Keine Abrechnung, kein "Trauerbegleiter" sondern einfach nur der Abschied von einer Mutter, die weder gut noch böse war und irgendwann im Leben keine große Rolle mehr gespielt hat. Am Ende ist Blut dicker als Wasser, Sohn "Wolfi" froh, über die letzten Stunden mit seiner Mutter und selbst die prokrastinierte Vorlesungvorbereitung kommt ganz von allein in die Gänge...
Lesen!
Unbedingt lesen!