Von Stockholm-Syndrom bis Blutrache.

Liz Nugent:"Seltsame Sally Diamond" (Verlag Steidl) | 8.7.2024

Nachdem  Sally Diamond ihren verstorbenen Vater im Müll entsorgt hat, und sehr befremdlich auf die allgemeine Aufregung im Dorf reagiert, wird tief in ihrer Vergangenheit gegraben. Und da kommt allerhand Unerfreuliches zutage. Die vermeintlich taube und autistische Adoptivtochter Sally, heißt eigentlich Mary und ist Opfer eines schrecklichen Entführungsdramas viele Jahrzehnte zuvor.  Nach dem Tod des Adoptivvaters ist Sally ganz auf sich allein gestellt, muss lernen, sich in die Gesellschaft einzugliedern, fremden Menschen zu vertrauen, eigene Entscheidungen zu treffen und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Nach Durchsicht ihrer Krankenakten wird sie mit dem ganzen Ausmaß der Vergangenheit konfrontiert. Sie erfährt die tragische Geschichte ihrer leiblichen Mutter, versteht warum ihre eigenen Erinnerungen erst ab dem siebten Lebensjahr abrufbar sind und noch einiges mehr. Je intensiver sie nachforscht, umso mehr Personen treten in ihr Leben. Es gibt durchaus noch weitere Opfer und Familienangehörige, die Sallys Nähe suchen. Aus unterschiedlichen Gründen. Bald wird klar, dass man Traumata nicht einfach abschneiden kann und dass es nicht bei dieser einen Entführung geblieben ist...
Heiliger Bimbam! Das ist eine Wuchtbrumme, ein Pageturner und "kalt-über-den-Rücken-Läufer"!
Was für ein spannendes Meisterwerk der Unterhaltung. Sally ist liebenswert, einzigartig ehrlich und direkt, trägt ihr Herz auf der Zunge und hält uns oft den Spiegel vor.
Großes irisches Kino! Grandios übersetzt von Kathrin Razum.
Lesen!
Unbedingt lesen!
 

 

 

 

 


Beste Freunde!

Caroline O'Donoghue:"Die Sache mit Rachel" (Verlag Kiepenheuer & Witsch) | 4.7.2024
Rachel liebt Fred. Fred liebt James - und seine Frau Deenie. Die wiederum keine Ahnung vom Doppelleben ihres Mannes hat. Denn weder Dr. Fred Byrne (angebeteter Literaurprofessor) noch James, trauen sich zu outen. Während Rachel und James beste Freunde werden, ihr bisschen Leben zusammenschmeißen und Fred beiden das Herz bricht, fordert die Finanzkrise ihren Tribut. Irland, vor allem Cork, hat es besonders hart getroffen. James und Rachel müssen sich geografisch neu aufstellen, ihre Wohngemeinschaft auflösen, Dr. Byrne verlassen und lernen auf sich allein gestellt zu sein. Einen zweiten James gibt es auch in London,eine zweite Rachel in New York leider nicht. Und bis alle wieder vereint und irgendwie zufrieden sind, fließen viele Tränen, jede Menge Alkohol, Blut und sonstige Körpersäfte. Viel Gras und noch mehr Träume lösen sich in Luft auf aber am Ende wird alles gut. Erwachsen zu sein ist manchmal gar nicht so schlecht, kommt halt immer darauf an, was man daraus macht...
Herrlich und zum Brüllen komisch. Wie sich alle abmühen, interessant, erfolgreich,  schön, klug und sexy zu sein (ohne facebook,instagram und co.)  ist erfrischend authentisch und nahezu herzzerreißend. Ein ständiges Auf- und Ab der Gefühle. Eine Ode an das Leben, die Liebe und die Freundschaft. Wohl dem, der eine hat!
Dieses Buch macht gute Laune! Liegt sicher auch an der feinen Übersetzung von Christian Lux.
Lesen!
Unbedingt Lesen!

So geht Tatort!

Jakob Nolte:"Die Frau mit den vier Armen" (Verlag Suhrkamp Nova) | 23.6.2024
Kommissarin Rita Aitzinger, leichtes Tourette Syndrom, etwas zwanghaft und gefangen in dem Bestreben für Recht und Ordnung zu sorgen, hat in Hannover eine mysteriöse Mordserie aufzukären. Unglücklichen jungen Männer, die keinen gesellschaftlichen Beitrag leisten, Frauen mitunter schlecht behandeln und  zu nichts zu gebrauchen sind, wird der Garaus gemacht. Zwischen Burgerläden, Dating-Apps, abgehalfterten Kneipen und unzuverlässigen Zeugen, meandern Aitzinger und ihre Kolleg:Innen durch Hannovers Tage und Nächte, verfransen sich in falschen Schlussfolgerungen und verstolpern beinahe die erste richtige Spur. Ein schüchterner Streifenpolizist, teurer französicher Wein und ein Opernbesuch backstage, führen das Ermittlerteam dann aber doch in die richtige Richtung...
Herrlich, so wünscht man sich den Tatort am Sonntag. Bisschen abgründig, ziemlich spannend und voller schräger Figuren, die Polizeiarbeit glaubhaft darstellen. Ermittler sind auch nur Menschen, können nicht zaubern, müssen essen und schlafen und haben selbst die ein oder andere "Leiche im Keller".
Lesen!
Unbedingt lesen!

Wehret den Anfängen!

Paul Lynch:"Das Lied des Propheten"(Verlag Klett-Cotta) | 23.6.2024
Nach einer Befragung der neu gegründeten irischen Geheimpolizei, verschwindet Larry Stack, bekannter Gewerkschafter, spurlos. Seine Frau Eilish setzt alle Hebel und Beziehungen in Bewegung, um den Aufenthaltsort ihres Mannes zu erfahren. Doch die neue Regierung Irlands, die immer radikaler und autoritärer wird, verbreitet Angst und Schrecken, niemand traut sich Eilish zu helfen und keiner weiß, was da wirklich vor sich geht. Wer kann, verschafft sich ein Ausreisevisum oder verdingt sich dem neuen Regime. Während Eilish durch die Straßen irrt, ihren Mann sucht, den dementen Vater davon abhält, zwischen Straßensperren und Barrikaden unter die Kugeln zu kommen, driften die beiden erwachsenen Söhne in unterschiedliche Lager ab. Der eine geht in den Widerstand, der andere gerät auf patriotische Abwege. Straßensperren, Lebensmittelknappheit Strom- und Wasserausfall, ständige Passkontrollen und unvermittelte Festnahmen, lassen das Leben aus dem Ruder laufen und zeichnen das Bild einer bevorstehenden Apokalypse. Eilish köntte ihre Tochter Molly, Säugling Ben und sich selbst in ein anderes Leben retten. Der Preis, den sie dafür bezahlen müsste, den Mann und die Söhne aufzugeben, ist hoch. Wie wird sie sich entscheiden?
Paul Lynch zeigt ein Horrorszenario auf, dass nicht weit vom aktuellen Zustand unserer durchgedrehten Welt liegt und wurde dafür mit dem Booker Prize 2023 ausgezeichnet. Wehret den Anfängen! Ist die Demokratie nichts mehr wert, sind Recht und Ordnung nur noch Auslegungssache des jeweiligen Regims, wird es uns an den Kragen gehen und die Dose der Pandora nicht mehr zu schließen sein.
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Unbedingt lesen!

Israel war schon immer eine komplizierte Angelegenheit

Lavie Tidhar: "Maror" (Verlag Suhrkamp) | 26.5.2024
Von 1974 bis 2008 wird episodenhaft eine Geschichte Israels erzählt, die erschreckend und ziemlich verstörend ist. Cohen und Avi, zwei korrupte Polizisten, die ihren eigenen Gesetzen folgen und ihre Beziehungen von Tel Aviv über Los Angeles, den Libanon bis in den tiefsten Dschungel Kolumbiens spielen lassen. Es werden Waffen, Diamanten und Drogen geschmuggelt, Auftragsmorde begangen und Rebellen ausgebildet. Amerika, Russland, Europa und der Nahe Osten - alle sind irgendwie involviert. Keiner lässt sich in die Karten schauen. KGB, CIA und der Mossad spionieren sich gegenseitig aus.  Contras, militante Orthodoxe, Söldner und die FARC treiben ein wildes Verwirrspiel mit- und gegeneinander, lassen Leichen und tonnenweise Koks verschwinden und die Leser:in stets im Trüben fischen. Während Cohen patriotisch in Israel alle Fäden miteinander verknüpft, erliegt Avi seiner Gier nach Geld und Macht. Und auch Alexei, Nir, Aslan,Carlos und Kippy...sind bereit für Geld oder Drogen oder beides über alle Grenzen zu gehen. Alle sind unsympathisch, brutal und leben von einem Tag auf den anderen... Es ist kompliziert und verlangt einem einiges ab. Thriller? Fehlalarm! Da thrillt wirklich gar nichts. Aber es zieht einen magisch in den Bann, hat man sich erstmal drauf eingelassen. Man versteht nicht alles und will doch alles wissen und der verwirrenden Geschichte auf den Grund gehen.
Lavie Tidhar zeigt eine ungemütliche Innenansicht des israelischen Staates und übt herbe Kritik am Staatsapparat. Gerade ein sehr heikles Thema. Trotzdem: ein starkes Buch, an dem man sich schön abarbeiten kann. Aber Achtung: nichts für zarte Gemüter und Angsthasen. Übersetzt von Conny Lösch!
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Alles Porno oder was?

Miranda July:"Auf allen Vieren" (Verlag Kiepenheuer&Witsch) | 13.5.2024
Eine Frau Mitte vierzig stürzt sich in ein letztes, großes Abenteuer. Aus Angst zu vertrocknen, das Klimakterium ist im Anmarsch, treibt sie ihre Suche nach Freiheit und sexueller Erfüllung in eine queere, pornografische Parallelwelt.
Sie verlässt Mann und Kind für zwei Wochen, um einmal quer durchs Land zu fahren. Von LA nach New York. Doch schon nach 20 Kilometern strandet sie in einem Motel, richtet sich dort ein, verliebt sich in einen jungen Autoverkäufer, lässt sich hinhalten und auf schräge Sexspiele ein. Verzehrt sich und findet allein in permanenter, nahezu agressiver Selbstbefriedigung nur wenig befriedigende Höhepunkte. Während die Zeit läuft, gibt es weitere sexuelle  Begegnungen, die sie auf unerwartetes Terrain führen und alles in Frage stellen. Nach Hause zurückgekehrt, kann sie kaum am Familienalltag teilnehmen, alles scheint ihr falsch, zu eng, zu engültig vorbei. Sie denkt nach über "psychosexuelle Demokratie", polyamore Beziehungen, verliebt sich erneut in eine Künstlerin, öffnet ihre Ehe. Sex soll der radikalen Befreieung dienen, wird zu einer Sache zwischen "Leben und Tod" und lässt sie doch in sich selbst gefangen bleiben.
Erst als sie beginnt ein Buch darüber zu schreiben und viele Gespräche mit Gleichgesinnten zu führen, kommt sie zu der Erkenntnis, dass das Ende der Fruchtbarkeit auch der Anfang eines neuen, selbstbestimmtem Leben sein kann.
Typisch amerikanisch wird hier ein Phänomen verhandelt, dass unweigerlich auf alle Frauen zukommt, von Männern oft belächelt wird und in der Regel, einen zweiten Lebensabschnitt einläutet. Jede Frau geht anders damit um und ein Patentrezept gibt es nicht. Mit diesem Buch könnte man allerdings neue Wege denken. Ob Sex ein Gefühlsretter ist, bleibt dahingestellt. Doch sich ehrlich, offen und proaktiv einer neuen Lebenssituation zu stellen, sollte das Gebot der Stunde sein.
Toll übersetzt von Stefanie Jacobs
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Was nicht sein darf, nicht sein kann!

Chukwuebuka Ibeh:"Wünschen" (Verlag S. Fischer) | 29.4.2024
Während sich die westlichen Industrieländer zunehmend zur Anerkennung homosexueller Partnerschaft bekennen,stellt Nigeria als Gegenentwurf, gleichgeschlechtliche "Vereinigungen" unter Strafe. Wer den ultrakonservativen Werten nicht entspricht, seine " abartigen Neigungen" öffentlich macht oder denunziert und "erwischt" wird, muss mit 10 bis 14 Jahren Gefängnis rechnen. Selbst öffentliches Auspeitschen und Steinigungen sind im Norden Nigerias an der Tagesordnung.
Eigentlich hatte Obiefuna endlich einen Platz gefunden, einen liebevollen Menschen, ein Zuhause. Nachdem der Defence of Marriage Act (DOMA) in Amerika für verfassungswidrig erklärt wurde, um die LGBT-Gemeinschaft nicht weiter auszuschließen, glauben Miebi und Obiefuna an ein gemeinsames Leben in Ruhe und Frieden. Dann überschlagen sich die Ereignisse. Einer ihrer schwulen Freunde wird, entführt, mißhandelt und für den Rest seines Lebens gebrochen. Jeder mißtraut jedem. Die Angst wird zum ständigen Begleiter, spaltet Freunde und Liebende. Träume und Wünsche haben keinen Platz mehr.
Wie traurig und unvorstellbar, dass es 2014 und heute noch immer so viele afrikanische Länder gibt, die die Rechte queerer Menschen einschränken! Und nicht nur auf dem afrikanischen Kontinent. Wann wird es endlich egal sein, wer wen liebt und wieviel Liebe geht verloren, wenn man sie nicht leben kann?
Was für ein feines, zartes und erschreckendes Debut.
Lesen!
Unbedingt Lesen!

Wieviel Hass passt in ein Frauenleben?

Mareike Fallwickl:"Und alle so still hier" (Verlag Rowohlt) | 15.4.2024
Was passiert, wenn die, die Welt am Laufen halten stehen bleiben? Wer betreut die Kinder, unterrichtet, kümmert sich um Essen, Kleidung, Trost und medizinische Aufsicht? Wer putzt den Kranken den Hintern ab, schiebt Nachtdienst und stirbt fast vor Müdigkeit? Wer putzt die Büros, Arztpraxen, Krankenhäuser, Nachtclubs, Wellnestempel, die Busse, Bahnen und Flugzeuge? Wenn die Frauen sich verweigern, in stillem Protest, sich einfach auf die Straße legen und demonstrieren: Schluß jetzt! Menschen, wie Nuri und Ruth die von drei Jobs und dem Applaus auf den Balkonen nicht leben können, treffen auf Elin, eine aalglatte Influencerin, die sich bereichert an der Scham ihrer Follower:innen, ohne Gefühl für sich selbst, von einem Sexmatch zum anderen treiben lässt. Als ihr eines dieser Treffen zum Verhängnis wird, sie gleichzeitig auf den Protest der stillen Frauen stößt, erkennt sie die Lügen ihrer feministischen Mutter und kapiert endlich, dass Concealer, Anti-Aging-Serum, Enthaarungsmittel und Zahnweißer nicht die Rettung, sondern das Übel der Welt sind. Und dass männliche Gewalt nicht nur von Tätern ausgeübt wird, sondern auch von denen, die nicht helfen, nicht einschreiten - keinem moralischen Kodex entsprechen.
Ficken statt fühlen und niedermachen statt zuhören. Solange bis man selbst ein Nein wird.
Die Situation eskaliert, als die Männer sich "ihre" Frauen zurückholen wollen und am Ende bleibt kein Stein mehr auf dem anderen...
Wie krass! Man möchte mit der Faust in die Welt schlagen und bekommt ein ungutes Gefühl beim Lesen. Aber hey, wir können alle aufstehen und "Stopp" sagen. Jeden Tag!
Was für ein großartiges, zorniges, wuchtiges und wichtiges Buch! Eine typische Fallwickl-Lawine. Zieht einen runter, richtet einen im besten Fall wieder auf und zwingt den Kopf zum Nachdenken. Kein Spaß und nichts für Life-Work-Balancer!
Für alle anderen:
Lesen!
Unbedingt lesen!

Vom Aufstieg und Fall einer dysfunktionalen Familie

Paul Murray:"Der Stich der Biene" (Verlag Antje Kunstmann) | 29.3.2024
Irland in der Finanzkrise 2008. Die Barnes sind wohhabend und erfolgreich, können dennoch das florierende Autohaus nicht vor dem Untergang retten. Frank steht kurz vor der Hochzeit und verunglückt tödlich. Bruder Dickie, der sich  sexuell eher zu Männern hingezogen fühlt, schmeißt sein Studium in Dublin und übernimmt die schöne Braut und die Rolle des Familienoberhaupts. Ein unmöglicher Versuch zu retten, was nicht zu retten ist. Als alle Freunde sich abwenden, selbst die Kinder sich in ihre eigenen Welten flüchten, lassen Imelda und Dickie ihre Ehe im so richtig gegen die Wand fahren. Während Dickie sich in die Einsamkeit der Wälder zurückzieht, Verschwörungstheorien aufsitzt und ein Leben zwischen Waldschrat und Prepper führt, verscherbelt seine Frau alles, was nicht niet und nagelfest ist, um den äußeren Schein zu wahren und im County noch irgendwie die gesellschaftliche Stellung zu halten. Als Dickie erpresst wird und seine geheime homosexuelle Vergangenheit viral gehen soll, kommt es zu einem katastrophalen Showdown...
Grandios! Umwerfend! Beeindruckend! Mit permanentem Perspektivwechsel und unterschiedlicher Erzählweise, scheucht uns Murray durch ein Labyrinth der Gefühle. Von wahnsinnig traurig bis ultra komisch ist alles dabei. Und immer total spannend. Auf 650 Seiten keine Sekunde Langeweile. Ein Wahnsinn dieses Buch! Genial übersetzt von Wolfgang Müller. Meine neue Bibel! Hallelujah!
Lesen!
Unbedingt lesen!

Charles Dickens 2.0

Barbara Kingsolver: "Demon Copperhead" (Verlag dv)t | 18.3.2024
Zwischen Hillbillys, Schwarzbrennern und Drogensüchtigen, kommt Demon Copperhead zur Welt. In einem schmutzigen Trailer, in eine schmutzige Welt, voller Gewalt und Aussichtslosigkeit. Der Vater tot, die Mutter heroinabhängig, der spätere "Stiefvater" eine brutale Kampfmaschine.
Während die Mutter immer wieder versucht clean zu werden und es auch zu bleiben, wird Deamon von einer Pflegefamilie in die andere gereicht, schuftet unter lebensgefährlichen Bedingungen auf einer Tabakfarm und tut alles, um sich selbst über Wasser zu halten und den Glauben an das Gute nicht zu verlieren. Ganz kurz gibt es für Demon eine Möglich von Glück, bevor das Schicksal so richtig zuschlägt und ihm für lange Zeit, den Boden unter den Füßen weghaut. Vor dem Hintergrund der Opioidkrise, ausgelöst durch den Oxycodon Skandal, wird Demon so tief fallen, dass es einem als Leser:in unmöglich erscheint, da wieder rauszukommen. Schlimmer geht immer, ist das Motto und und alle bösen Mächte dieser Welt, strecken ihre Klauen aus und versuchen den Jungen für immer in den Abgrund zu ziehen. Aber so verrückt es auch klingt, Demon verliert nie wirklich die Zuversicht und erhält sich einen unglaublichen Lebenswillen. Gibt sich manchmal seinem Schicksal hin aber niemals geschlagen. Und erschafft somit einen zweiten David Copperfield...
Wow! Im Auge des Sturms fliegt man durch diese unglaublich tragische Geschichte, die doch auch so hoffnungsvoll und nicht ohne Situationskomik erzählt wird.
Dafür den Pulitzer-Preis zu verleihen, war mehr als richtig. Dieses Buch lässt einen lange nicht los. Die Geschichte fußt auf dem Hintergrund einer abgeschriebenen Gesellschaft am Rande Nordamerkas und eines Familienunternehmens, das bis heute nicht für ein Desaster von über 70.000 Drogentoten zur Verantwortung gezogen wurde.
Was für ein unglaubliches Meisterwerk! Und meisterhaft übersetzt von Dirk van Gunsteren
Lesen!
Unbedingt Lesen!