Oh Boy!

Suzette Mayr:"Der Schlafwagendiener" (Verlag Wagenbach) | 31.8.2023
Baxter ist schwarz, seinem eigenen Geschlecht zugeneigt und möchte gerne Zahnmedizin studieren. Alles schwierig, da wir das Jahr 1929 schreiben und der arme Kerl eher im Knast, als im Hörsaal landen würde. Doch Baxter hält sich an seinen starken Willen und ein veraltetes Lehrbuch über Zahnmedizin. Um sein Studium finanzieren zu können, heuert er als Schlafwagendiener auf der Strecke zwischen Montreal und Vancouver an. Das bedeutet: pausenloser Einsatz, kaum Schlaf und seine Würde im Zug, zwischen Kloputzen und Katzbuckeln, für die Dauer einer Fahrt an den Nagel zu hängen. Tapfer trotzt Baxter, unverschämten Geschäftsreisenden, bösen Großmüttern, verrückten Künstlern, frisch Verheirateten und einem liebestollen Doktor, der es ganz schön auf ihn abgesehen hat. Eine schlüpfrige Postkarte bringt den armen Baxter in die Bredouille und dann lässt auch noch eine Schlammlawine den Zug für mehrere Tage im Gleißbett ruhen. Die Stimmung an Bord hängt am seidenen Faden und die Dienerschaft wird auf eine harte Probe gestellt. Durch permanenten Schlafentzug verliert Baxter immer mehr die Kontrolle über sich selbst und seinen Waggon. Während er übermüdet halluziniert, laufen die Reisenden zu überdrehter Hochform auf...
Das ist großartig! Ein Panoptikum der Menschheit und ein Ritt durch die gesellschaftlichen Hirachien. Nichts ist wie es scheint. Alle haben irgendwo ein Geheimversteck und eine "Leiche im Keller". Skurril, abgefahren, höchst amüsant und toll übersetz von Anne Emmert.
Lesen!
Unbedingt Lesen!