Ein Dibbuk im Getriebe.

Taffy Brodesser-Akner:"Die Fletchers von Long Island" (Eichborn Verlag) | 6.7.2025
Während die zweite Generation der Familie Fletcher erfolgreich ihren Reichtum verwaltet, wird Carl Fletcher, direkt vor seiner Haustür auf Long Island, entführt. Obwohl er unversehrt in den Schoß der Familie zurückkehrt, die stümperhafte Tat bald aufgedeckt wird, steckt "die Sache über die nicht gesprochen wird" für immer in den Knochen der jüdischen Familie. Alle sind und bleiben traumatisiert. Carls Frau verliert den Bezug zu den Kindern, um sich um ihren Mann zu kümmern, der das Haus nicht mehr verlässt. Für Tochter Jenny, die erst kurz danach geboren wurde, ist der Reichtum der Familie ein Fluch, sie versucht (mehr oder weniger erfolgreich) ohne das familiäre Füllhorn durchs Leben zu kommen. Ihre Brüder bauen da eher gleich aufs elterliche Erbe, hauen das Geld raus, dass es nur so kracht und bekämpfen ihre "Dibbuks" (Geister, die keine Ruhe finden) auf äußerst unterschiedliche Weise. Nathan, Angsthase und Anwalt für Bodenrechte ohne Aufstiegschancen, lässt sich auf dubiose Geldgeschäfte ein. Beamer, Draufgänger und Autor schlechter Drehbücher über Entführungen, vergnügt sich gerne mit Dominas, die ihm nicht nur das Geld aus der Hosentasche ziehen. Alle sind mit sich selbst bechäftigt, lügen und betrügen, dass sich die Balken biegen und eh sie sich versehen, geht alles den Bach runter und der Geldhahn wird (wahrscheinlich auch wieder von bösen Geister) zugedreht.
Kriminelle Ernergien setzten sich ganz von alleine frei und die dritte Generation der dysfunktionalen Fletchers, wird auf eine harte Probe gestellt...
Was für eine große, jüdisch-amerikanische Familiengeschichte! Virtuos, witzig, rasant und unglaublich spannend erzählt. Kongenial übersetzt von Sophie Zeitz.
Lesen!
Unbedingt lesen!