Ach die Liebe!

Daniela Krien: "Der Brand" (Diogenes Verlag) | 17.9.2021

Was macht man, wenn die Liebe nach langer Ehe abhanden gekommen ist, der alljährliche Aktivurlaub ins Wasser bzw. Feuer fällt und die Alternative eine Auszeit ohne große Ablenkung auf einem maroden Bauernhof sein soll? Augen zu und durch und die Gelegenheit der Zweisamkeit beim Schopf packen! Nach dreißig Ehejahren hat Peter keine Lust mehr auf Sex, flüchtet sich in seine Bücher, fühlt sich unverstanden - von seinen StudentInnen, seiner Frau, den erwachsenen Kindern...Rahel liebt und achtet ihren Mann und hätte gerne noch etwas mehr als geistreiche Gespräche und gemeinsame Spaziergänge. Während die beiden ein ehemaliges Aussteigerdomizil in Brandenburg hüten, Peter den altersschwachen, fluglahmen Tieren näher ist als seiner Frau, versucht Rahel etwas Boden gutzumachen, herauszufinden wo sie als Paar stehen und was noch geblieben ist. Als sich Tochter Selma mit den Enkelkindern aufdrängt, die lieber unter als am Tisch essen und auch sonst ziemlich anstrengend sind merken Peter und Rahel, dass sie durchaus noch gut an einem Strick ziehen können. Während die Tochter den Eltern ihre Eheprobleme überstülpt, kommen bei ihnen endlich verdrängte Gefühle, verletzte Eitelkeiten, unausgesprochene Sehnsüchte und der Wunsch nach Veränderung hoch. Und am Ende hält nicht nur ein neues Rollenverständnis Einzug in ihre Ehe sondern auch die Liebe...
Wer schon früh Kinder bekommen hat, mit 50 nicht mehr wirklich jung ist sich aber auch noch nicht alt fühlt, wird jubeln über diese unaufgeregte, wahrhaftige Bestandsaufnahme. Kinder aufziehen, arbeiten und eine gelungenen Partnerschaft zu führen ist eine große Kunst, erfordert den ein oder anderen Spagat. Und gelingt nicht immer! Schön, dass hier am Ende mal alles gut wird, niemand zu Schaden kommt und das Leben einfach weitergeht - nur etwas aufgeräumter.
Tolles Buch!
Lesen!
Unbedingt lesen!