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Doris Knecht: "Die Nachricht" (Hanser Berlin) | 25.9.2021
Während Ruth sich nach dem Tod ihres Mannes Ludwig gut im einsamen Haus auf dem Land eingerichtet hat, kommt Sohn Benni schwer damit zurecht. Seine Trauer, Verlorenheit und sein Zorn richten sich gegen seine Mutter, die versucht ihre Leben neu zu sortieren. Während der Therapeut Simon Brunner Bennis Trauerprozess begleitet und den Jungen wieder auf Kurs bringt, wird Ruth von merkwürdigen Nachrichen heimgesucht. Beruflich ist sie durchaus gewöhnt der Öffentlichkeit ausgesetzt zu sein, nicht aber im privaten. Mehr und mehr kursieren Mails über sie bei Kollegen und Freunden, bei Familienmitgliedern. Was zuerst nur nach Mobbing aussieht wird zunehmend gefährlicher. Lauter krudes Zeug, bösartige Halbwahrheiten, falsche Unterstellungen und krasse Beleidigungen gehen auf öffentlichen Kanälen viral.
Wer könnte ein Interesse an Ruths Demontage haben? Simon, der Benni mittlerweile an einen Kollegen überwiesen hat und in ständigem On-Off- Modus mit Ruth verkehrt? Die Affäre ihres Mannes, die noch immer nicht über Ludwigs Tod hinweggekommen ist? Benni oder ihre Stieftochter? Die beste Freundin? Der Nachbar, der vielleicht doch scharf auf ihr Grundstück ist? Die Mails werden immer bedrohlicher und plötzlich wird die friedliche Einsamkeit zum Albtraum und auch die Wiener Stadtwohnung bietet ihr keinen Schutz mehr vor einer unsichtbaren Bedrohung...
Super spannend und sehr wahrhaftig! Geht ganz schnell, dass ein Objekt der Begierde am Pranger landet und so richtig durch den Internet-Kakao gezogen wird. Und man kann nichts dagegen tun, außer ein sehr dickes Fell entwickeln. Und hoffen, dass es irgendwann aufhört.
Großartige Unterhaltung! Sprachlich klasse, wie immer bei Doris Knecht.
Lesen!
Unbedingt lesen!