Die Madonna der Revolution- das Leben der Larissa Reissner

Steffen Kopetzky:"Damenopfer" (Verlag Rowohlt Berlin) | 7.8.2023
In der aufregenden Zeit zwischen den Kriegen, geht Larissa mit ihrem Mann, als Botschafterin der jungen Sowjetunion, nach Afghanistan. Schnell begreift ihr kluger, weiblicher Instinkt, dass die aktuellen Machtverhältnisse neu strukturiert werden müssen. Um dem geopolitischem Größenwahn des Empires etwas entgegenzusetzen, bringt die junge Revolutionärin in einer atemberaubenden Mission, das deutsche Militär und den russischen Geheimbund zusammen. General Tuchatschewski, der "rote Napoleon" und Ritter von Niedermayer gehen mit der schönen und klugen Amazone, eine Amour fou und ein geheimes Bündnis ein. In Deutschland und Russland aufgewachsen, kannte sie Lenin, zweifelte an Stalin und ist von dem Gedanken besessen, die Welt zwischen Komintern und Sozialdemokraten aufzuteilen. Für Freiheit und Gleichheit kämpft sie als erste Politkommissarin der Wolgaflottille und gewinnt Respekt und Anerkennung vieler Intellektueller und politischer Größen. Hüben wie drüben. Doch ohne Bürgerkrieg, die deutsche Revolution verlief im Sande, Ebert verkündete ledglich den Ausnahmezustand und ohne Volksaufstand in den russischen Gebieten, Stalins Schreckensherschaft erstickte jede Revolution im Kein, bleibt die beste Strategie nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Als Larissa Reissner 1926 mit nur dreißig Jahren an Typhus stirbt, stirbt auch die Möglichkeit einer gleichberechtigten Welt.
Was Babel, Pilnjak und Pasternak nicht vermochten, ist Steffen Kopetzky aufs Trefflichste gelungen. Ein Buch über eine Frau zu schreiben, die die Welt neu gedacht hat und am Ende, wie bei einem ihrer cleveren Schachzüge, selbst als Damenopfer in die Geschichte eingegangen ist.
Das ist ganz große Literatur. Unterhaltend und erhellend gleichermaßen. Ein Schelmenstück und die Geschichte einer Vision, die die Welt vielleicht zu einer besseren gemacht hätte.
Chapeau, Monsieur Kopetzky!
Lesen!
Unbedingt lesen!