Lize Spit."Ich bin nicht da" (Verlag S. Fischer) | 14.9.2022
Es fängt alles ganz harmlos an. Ein Tattoo hinters Ohr gestochen, bringt Simon auf eine neue Idee von sich selbst. Den sicheren Job als Grafiker wirft er über Bord, um selbstständig "einzigartige Vorlagen zur Körperkunst" zu entwerfen. Freundin Leo glaubt, Simon gut genug zu kennen um zu wissen, dass auch dieser Flitz schnell vorbeigeht. Von wegen! Täglich erfindet sich Simon neu, kreiert wirre Kunstwerke aus Linien und Punkten, taucht ab in einer Illusion, wird manisch depressiv und zieht alle und alles um ihn herum in ein schwarzes Loch. Nachdem die erste Psychose in einer Klinik behandelt wird, hofft Leo ihren alten Simon zurückzubekommen. Doch weit gefehlt. Noch während der Rekonvaleszenz,unter falscher Medikamentierung, dreht Simon erst richtig auf und dann völlig durch. Glaubt an eine große Verschwörung gegen ihn, sieht überall Überwachungsameras, jeder Straßenarbeiter ist ein Spion auf Beobachtungsposten. Als die besten Freunde Eltern einer kleinen Tochter werden, wähnt Simon einen außerirdischen Angriff zum Zweck seiner Vernichtung. Der Wahnsinn nimmt seinen Lauf und lässt ihn einen kruden Plan schmieden...
Wie sehr Ereignisse aus Kindheit und Jugend prägen und was passieren kann, wenn immer alles nur verdrängt und geschluckt wird, liest sich hier nahezu vorbildlich. Irgendwann stehts einem bis zum Hals, will raus und manch einer hört nicht mehr auf zu kotzen.
Krasses Ding! Nichts für sanfte Gemüter, werdende Eltern und Tierfreunde! Wer sich nicht vor gemeuchelten Katzen, entführten Säuglingen und unheilbringenden Steckdosen fürchtet, sollte diesen "Versuch über die Psychologie eines Menschen" lesen!
Unbedingt lesen!