Zwischen Genie und Wahnsinn

Klaus Cäsar Zehrer: "Das Genie" (Diogenes Verlag) | 22.10.2017
Klaus Cäsar Zehrer: "Das Genie" (Diogenes Verlag)
Im Oktober 1886 wandert der Jude Boris Sidis, völlig mittellos und ohne jegliche englischen Sprachkenntnisse, aus der Ukraine nach Amerika aus. Angetrieben von enormem Drang nach Bildung, studiert der ergeizige junge Mann Psychologie, wird ein begnadeter Lehrer und heiratet seine Schülerin Sarah Mandelbaum. Nach deren Medizinstudium gründen beide eine Klinik und zeugen ihren Sohn William James, der fortan zum Forschungszweck der "Hochleistungseltern" dient.

Die selbst entwickelte Erziehungsmethode des Vaters soll beweisen, dass durch konsequente Förderung, vom ersten Tag an, Kinder schnell und leicht lernen können.  Das Schicksal des Wunderkindes Billy ist besiegelt! Vier Sprachen, kaum dass er ordentlich reden kann. Mit elf Jahren besucht er als Mathegenie die Harvard Universität und doziert, in kurzen Hosen, vor illustren Professoren.  Mit einem IQ von über 300, wird das arme Genie zum Gespött der Mitstudenten und ist bereits im jugendlichen Alter sozial überhaupt nicht mehr kompartibel.

Bis Billy sich von den Eltern abwendet und seine akademische Laufbahn an den Nagel hängt, passiert noch viel, zwischen Genie und Wahnsinn...  Das Ende ist traurig aber zwangsläufig und man will allen überambitionierten Eltern raten, ihre Kinder sofort aus allen möglichen Förderkursen, zusätzlichen Musikstunden und Dritt- bzw. Viertfremdsprachenunterricht zu nehmen. Und sie einfach wieder nur Kind sein lassen! 

Eine wahre Geschichte und ein tolles Buch! Niemals langweilig und ein perfektes Stück Zeitgeschichte des amerikanischen 20. Jahrhunderts!

Lesen!
Unbedingt lesen!