Was gewesen wäre...

Francis Spufford: "Ewiges Licht" (Rowohlt Hundert Augen) | 25.2.2022
Als im November 1944 eine deutsche V2 in das Londoner Kaufhaus Woolworth einschlägt, verlieren über einhundert Menschen ihr Leben. Überwiegend Frauen und Kinder waren zur falschen Zeit am falschen Ort. Wie hätte ihr Leben ausgesehen, wären sie zehn Minuten eher oder später von zu Hause aufgebrochen?
Fünf Kinder dürfen auferstehen und exemplarisch ein erfülltes, schönes, trauriges, erfolgreiches oder gescheitertes Leben führen.
Kann Jo die Hochbegabte in Amerika,  im Musikbusiness reüssieren? Zwillingsschwester Val jedenfalls, die sich in London dem falschen Mann anschließt, wird dem Glück ewig hinterherlaufen. Vern setzt auf schnelles Geld, geht über Leichen und bereichert sich am Schicksal Anderer doch auf dem Zenit seines Erfolgs zeigt Gott seinen harten linken Haken und nimmt ihm alles. Alec glaubt sich auf der Sonnenseite, ist sicher alles richtig gemacht zu haben. Fühlt sich unverwundbar, wird bequem und nachlässig. Margarete Thatcher macht ihm einen Strich durch die Rechnung und erinnert daran, wie fragil das Leben  ist. Und Ben, der eigentlich weder tot noch lebendig eine echte Chance hat, kriegt das schönste Ende von allen. Denn irgendwas geht immer! Egal wie sehr man sein Leben verkackt hat.
Das ist so gut! Eine Ode an die Menschlichkeit und die Unsinnigkeit des Krieges.
Traurig, witzig, spannend ohne je kitschig zu sein oder gar unnötige Klisches zu bemühen. Man geht mit den Figuren auf eine lange Reise, freut sich, sorgt sich, ist empört und stinksauer oder erleichtert, wenn gerade nochmal die Kurve gekriegt wurde. Und man denkt keine Sekunde daran, dass es ja eigentlich gar nicht...
Ich liebe dieses Buch! Das ist gute Unterhaltung auf ganz hohem Niveau. Ein großes Glück.
Ab Mitte März dann bitte:
Lesen!
Unbedingt lesen!