Die Königin der angelsächsischen Literatur bittet zu Tisch. Es ist angerichtet, die Messer sind gewetzt und das Mahl nur schwer verdaulich. Während der Lockdown die Bewohner des noch vereinten Königreichs, in ihre Festungen der Einsamkeit zwingt, ihnen manchmal sogar ihr Obdach, auf alle Fälle ihre Zuversicht nimmt, feiern die Politiker rauschende Feste. Pornographie und Glückspiel haben Hochkunjuktur. Die Polizei ist blind auf beiden Augen, kultiviert im Ausnahmezustand ihren Rassismus ihren Hass gegen Frauen, ihre Lust am Unterdrücken und diese uniforblaue, toxische Männlichkeit.
Während Anna zu Annanka Ladystrong und wieder zu Anna wird, sich radikalisiert um am Ende als Grundschullehrerin das bisschen Freude in ihre Schulklasse zu tragen, dass ihr noch geblieben ist, lichtet sich ihre Vergangenheit. Wir erfahren viel und doch nicht alles. Ahnen, warum Buster das sein musste, was er war und fragen uns wie gerecht die Ungerechtigkeit sein kann. Ist ein Killer nicht auch ein barmherziger Mensch, weil er die aus dem Weg räumt, die das Gute im Menschen mit Füßen treten? Darf man Verräter verraten? Gibt es die Möglichkeit eines besseren Lebens? Wem kann man trauen und wie gut kennt man eigentlich sich selbst?
Ein irres, wirres Buch, dass einem viel abverlangt. Tief legt A. L. Kennedy den Finger in die Wunde Großbritanniens. Erzählt von Korruption und Niedertracht. Ein ganzes Volk wird im Stich gelassen, an der Nase herumgeführt, während einige wenige sich bereichern. Politiker und Polizisten sind korrupt statt kooperativ und lassen ihre Schutzbefohlenen ohne mit der Wimper zu zucken, über die Klinge springen.
Das ist groß! Das ist ganz groß! Das ist Literatur in ihrer höchsten Form! Eine königliche Abrechnung über ein Königreich, dem Glanz und Gloria schon lange abhanden gekommen ist. Und wohl so wahrhaftig, dass es in England (erstmal) nicht velegt wurde und einzigartig in deutscher Übersetzung erschien, wie immer von Ingo Herzke und dieses Mal noch zusätzlich von Susanne Höbel.
Lesen!
Unbedingt lesen!