Giulia Caminito:"Ein Tag wird kommen" (Verlag Wagenbach) | 21.10.2020
Italien kurz vorm Ersten Weltkrieg. Ein Dorf in den Marken, w
o niemand nichts gehört. Die Bauern nur das haben, was der König Ihnen übrig lässt. Die Winter sind bitterkalt, die Sommer heiß und nur wer zäh genug ist, Hitze, Kälte und Krankheit zu wiederstehen, kann sich und seine Familie am Leben erhalten. Kinder sterben wie die Fliegen, die Arbeit auf dem Feld ist kaum zu bewältigen, während die Familie Ceresa die letzte Tocher ins Kloster gibt und Sohn Lupo an die Anarchisten verliert. Der zarte Nicola vermag kaum eine Sense zu halten, geschweige denn sie zu führen und muss dennoch als "letztes Kanonenfutter" die Schützengräben erleben. Während der Krieg am Ende seine Versehrten ausspuckt, die Revolution ihre Kinder frisst und die spanische Grippe in den Dörfern wütet, stirbt ein Wolf und ein anderes wildes Tier schärft seine Krallen. Noch ist Mussolini unbedeutend und am Anfang seiner Laufbahn. Die Bauern, die sich durch Streik und Aufstand etwas Freiheit erobert haben, steuern direkt auf das nächste Joch zu. Karg und freudlos erlebt die Familie Ceresa ihren Untergang. Träume vom besseren Leben enden in Schweiß und Blut. Zwei ungleiche Brüder, eine infame Lüge und die Niedertracht der Kirche bestimmen das Schicksal der Familie. "Ihre Körper waren dazu da, verletzt zu werden." Und doch reicht die Hoffnung am Ende denen die Hand, die bereit sind an sie zu glauben.
Schwer und dunkel aber nicht ohne Schönheit wird hier von einer Zeit erzählt, die das Leben in seinen Grundfesten erschüttert. Und zeigt, wie sehr der Mensch am Leben hängt...
Tolles Buch!
Unbedingt lesen!