Die Genealogie des Geldes.

Hernan Diaz:"Trust" (Verlag Hanser Berlin) | 4.8.2022
Am Anfang war das Geld. Und eine Geschichte. Am Ende ist das Geld noch immer da, die Geschichte jedoch fragwürdig. Wer hat das Recht eine Geschichte zu erzählen, wer wird sie glauben? Was bleibt von einer Legende? Wie wahr ist das, was wir gerne glauben wollen und wie gefährlich kann der Mythos dazu sein? Kann man sich selbst trauen? Den eigenen Werten immer treu bleiben?
Im Manhattan der 1920er Jahre steppt der Bär und der Börsenticker. Benjamin Rask, Einzelgänger und merkwürdiger Sonderling reicher Abstammung, weiß sein Vermögen ins Unermessliche zu mehren. Mit leichter Hand, klugem Kopf, Mut und einer Affinität zu Zahlen jongliert er sich in die obersten Stockwerke eines aufkommenden Finanzimperiums. Der Zufall schickt ihm eine exzentrische  junge Flapper ins Haus, die seine Frau, seine Muse und Antreiberin wird. Doch nichts ist für die Ewigkeit und alles Geld der Welt macht nicht zwingend glücklich, weiß man ja. Aber es beruhigt...
Wer war Benjamin Rask alias Andrew Bevels? Was hat seine Frau tatsächlich für eine Rolle gespielt? Welche Erzählung stimmt und wird den Menschen im Gedächtnis bleiben? Und wie war das eigentlich wirklich?
Was für ein kluges, außergewöhnliches Buch! Man taucht tief in die Finanzwelt der "Goldenen Zwanziger" ein, badet im Geld, haut Kredite raus, erlebt "schwarze Donnerstage", den ersten Börsencrash und verliert mit manch einem Haus und Hof, während andere wenige sich bereichern. Schnell sitzt man dem Trugbild der Reichen und Schönen auf, glaubt an an das feste Gefüge von Geld und Macht  und merkt verblüfft, wie einfach es sein kann, Geschichte zu schreiben. Egal ob sie stimmt oder nicht...
Das ist ein großer, ein ganz großer amerikanischer Gesellschaftsroman!
Lesen!
Unbedingt lesen!