Olivia Manning. "Der grösste Reichtum" (Rowohlt Verlag) | 8.1.2021
Man nehme ein Brennglas und halte es auf Bukarest kurz vorm Zweiten Weltkrieg. Während Hitler in Polen einmarschiert, die ersten Juden "entfernt" werden und ein paar britische Expats exaltierte Parties feiern, glaubt keiner so richtig daran, dass dieser dumme, deutsche Größenwahnsinnige wirklichen Schaden anrichten kann. Rumänien setzt auf den florierenden Handel mit Deutschland, wähnt sich sicher und unantastbar. Bei einem Attentat wird ein unbequemer Premierminister von deutschen Geheimoffizieren ausgeschaltet und die Tat erstmal renitenden Studeneten aus Bukarest in die Schuhe geschoben. Nur der alte irisch-russische Jaki, verarmter Adel und begnadeter Schnorrer erkennt, was da wirklich vor sich geht.
Während Bukarest sich immer mehr spaltet, der Schwarzmarkt blüht und die Beschaffungskriminalität bizarre Formen annimmt, wird bei Guy und Harriet getanzt, Champagner getrunken und Kaviar gegessen, als gäb's kein Morgen. Immer mehr Zigeuner, Juden, "entartete" Künstler und Homosexuelle verschwinden. Die illustre Gesellschaft schließt die Augen und sitzt einem großen Irrtum auf...
Harriet ist Olivia Mannings alter ego. Sie selbst war mit ihrem Mann in Bukarest und konnte nur knapp der feindlichen, deutschen Übernahme entgehen. Als Zeitzeugin schreibt sie eindringlich und haargenau von den Zeichen einer Zeit, die man nur richtig hätte deuten müssen.
Der größte Reichtum ist das Leben - nichts mehr und nichts weniger. Und, neu übersetzt, der erste Teil der "Balkantrilogie".
Lesen!
Unbedingt lesen!