Im Herz der Finsternis

Mohamed Mbougar Sarr:" Die geheimste Erinnerung der Menschen" (Verlag Hanser) | 3.1.2023
Was macht Literatur mit denen, die sie lesen und denen die sie schreiben? Soll alles aufgeschrieben und erzählt werden, was es aufzuschreiben und zu erzählen gibt? Wer darf überhaupt Geschichte(n) erzählen? Wer darüber urteilen? Und vor allem, nach welchen Kriterien? Hautfarbe? Geschlecht? Herkunft? Religion? Kultur? Sozilisation? Ob er oder sie lieber Katzen oder Hunde mag? Oder vielleicht doch nur nach den wesentlichen Kriterien: dem Wahren, Schönen und Guten? Was aber ist wahr? Was schön und was gut? T. C. Eliman hat 1938 mit seinem einzigen und  unvollendetem Opus Magnum "Das Labyrinth der Unmenschlichkeit" die literarische Welt in ihren Grundfesten erschüttert und vor allerhand Rätsel gestellt. Wer war dieser junge Mann aus dem Senegal? Einen "schwarzen Rimbaud" nannten ihn die einen, einen gewieften Betrüger, die anderen. Ein Plagiatsvorwurf und die einhellige Meinung, dass ein schwarzer Enkel des Kolonialismus niemals zu solch Hochlitertur fähig sei, befördert den jungen Künstler schnell vom Olymp in den Hades. Fast alle Bücher werden aus dem Verkehr gezogen und vernichtet. Der Autor verschwindet und leckt im Verborgenen seine Wunden.
Viele Jahrzehnte später stößt der junge Doktorand Diégane Latyr Faye  auf "Das Labyrinth des Unmenschlichen"und taucht tief in die Geheimnisse des "Schattenautors" ein, der noch immer auf die Vollendung seines Romans wartet. Während sich Diégane von der Macht der Literatur immer weiter auf verschlungene Wege führen lässt, kommt er einer mörderischen Verführung und einem Vexierspiel auf die Spur...
Was für ein Meisterwerk! Grandios! Großartig! Umwerfend! Kaum zu beschreiben und eine irre Mischung aus Roberto Bolano, Joseph Conrad und C. Ruiz Zafón. Spannend wie der "Schatten des Windes" nur viel, viel literarischer und komplexer. Ein Wahnsinn dieses Buch und ein verdienter Prix Goncourt!
Lesen!
Unbedingt lesen!