Audur Ava Ólafsdottir: "Miss Island" (Verlag Insel) | 4.9.2021
Während die Beatles ganz Europa auf den Kopf stellen, scheint in Island die Welt rückläufig zu sein. Eine traditionelle, männerdominierte Gesellschaft verbietet Frauen so ziemlich alles ohne deren Zustimmung. Vor allem selbstständiges Denken oder gar weibliche Literatur ist verpönt. Hekla, eine sehr schöne und äußerst kluge junge Frau, will vieles aber nicht "Miss Island" werden. Immer wieder drängt man ihr eine Bewerbung mit "Erfolgsgarantie" auf. Doch Hekla hat andere Pläne, die sie stur und voller Selbstvertrauen verwirklicht. Jón John, Heklas bester Freund ist schwul und träumt von einer Karriere als Kostümbildner. Mit seiner Nähmaschine flüchtet er nach Reykjavík um dort sein Glück zu finden. Nicht lange und Hekla packt ihre Remington-Schreibmaschine ein und folgt dem Jugendfreund.
Bald müssen beide feststellen, dass auch in der Hauptstadt Einschränkungen und konservative Werte dominieren. Während Jón John ob seiner sexuellen Orientierung immer wieder gewalttätigen Übergriffen ausgesetzt ist, mehr schlecht als recht seinen Unterhalt verdienen kann und selbst heimliche Liebschaften nahezu unmöglich sind, kann Hekla ihre Literatur nur unter männlichem Pseudonym verfassen. Es dauert lange bis die Gefährten erkennen, dass die Freiheit nicht gerade in Island erfunden wurde. Um ihre Träume leben zu können, müssen sich die beiden am Ende auf einen langen Weg machen...
Unglaublich, dass Island so tradiert und fast schon frauenfeindlich war. Wer diese Insel kennt und nur einmal eine Nacht in Reykjavík verbracht hat, kann sich kaum vorstellen, dass so eine pulsierende Stadt dermaßen rückständig war.
Tolles Buch (obwohl mich das Ende sehr geärgert hat)!
Lesen!
Unbedingt lesen!