Wo gehts lang?

Jonathan Lethem: "Der Garten der Dissidenten" (Tropen Verlag) | 5.5.2014

Im New Yorker Stadtteil Queens gründen Rose Zimmer und ihr jüdischer Ehemann Albert in den 1950er Jahren die kommunistische Partei. Albert wird wegen einer rhetorischen Dummheit bald und unwiderruflich als Spion in die DDR verbannt, während Rose auf Lebenszeit Kinder und Kindeskinder mit dem kommunistischen Manifest tyrannisiert. Die Tochter flieht vor der dogmatischen Mutter in die aufkommende New-Age Bewegung, reist mit einem Rockmusiker, den sie später heiratet, von Festival zu Festival und verfolgt ihre eigenen Ziele. Das, soviel sei verraten, geht gewaltig ins Auge!
Miriams Sohn hingegen wächst in einem Amerika auf, in dem Utopien keinen Platz mehr haben.  Korruption und kriminelle Machenschaften verweisen Träume und humanistisches Gedankengut auf die Plätze. Jede Generation sucht ihre Nische und die große Freiheit in einem Land, das bigott und unfrei für den amerikanischen Traum steht. Homosexuelle Neigungen müssen im Verborgenen bleiben, und Schwarz und Weiß zusammen geht gar nicht.
Als Rose eine Affäre mit einem schwarzen Polizisten eingeht, wird die "Rote Königin" vom Thron gestoßen und zur Persona non grata. Das tut der Mission von Rose Zimmer jedoch keinen Abbruch...
Großes Kino, das oft an die "Festung der Einsamkeit" und "Motherless Brooklyn" erinnert. Nach diesen beiden großartigen Werken hat Mr Lethem endlich wieder amtlich zugeschlagen! Ein Mehrgenerationenroman, der äußerst hintersinnig, sehr amüsant und augenzwinkernd die Ideale aller Generationen aufs Korn nimmt. Unvollkommen und unfreiwillig ins wilde Leben gestoßen, sucht jeder der Protagonisten nach seinem Platz und seinem Auftrag. Und wollen wir nicht alle endlich wissen, wo es lang geht?
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es"!
Lesen!
Unbedingt lesen!