Eva Menasse:"Dunkelblum" (Verlag Kiepenheuer&Witsch) | 22.6.2021
Während sich 1989 der Eiserne Vorhang an der Grenze zu Ungarn immer mehr öffnet, die ersten Flüchtlinge das Burgenland betreten, zerreißt in Dunkelblum ein unsichtbarer Vorhang aus Lügen und Verbrechen. Die eingeschworene Gemeinschaft, die so hartleibig schweigt und alles, was im und kurz nach dem zweiten Weltkrieg in der Grenzstadt an Nazi Greueltaten verübt wurde, wird durch einen unangenehm neugierigen Tourist aus der Reserve gelockt. Während freiwillige StudentInnen aus Wien einen jüdischen Friedhof freilegen, die Presse sich plötzlich für das verschlafenen Dunkelblum interessiert, eine junge Frau verschwindet, ein Skelett entdeckt wird und die, die noch übrig sind endlich die "Pappn" aufmachen, kommen die Leichen der Stadtbewohner aus den Kellern. Alte Nazis, Antisemiten und brutale "Wasenmaister" müssen endlich Farbe bekennen. Während die Familien noch immer miteinander klüngeln, sich gegenseitig bestätigen nix gehört, gesehen oder gewusst zu haben, deckt die dritte Genaration ein ungeheuerliches Verbrechen auf. Was in einer Nacht kurz vor Kriegsende, in einem wahnsinnigen Blutrausch passierte und lange totgeschwiegen wurde, kommt endlich ans Licht...
Wie großartig wird hier ein historisches Panorama erzählt! Klug, spannend und nicht ohne Witz. Mit viel Situationskomik zeigt uns Eva Menasse, dass am Ende (fast) jeder kriegt, was er verdient und sich eine kollektive Schuld "nicht besser ausgeht" als die Tat einzelner "Falotten".
Herrlicher Schmäh wird im Glossar der Austriazismen erklärt und gibt mit brutal komischen Dialogen und viel Lokalkolrit der ungeheuerlichen Geschichte eine große Leichtigkeit und viel Spaß!
"Heast" das muss man lesen!
Unbedingt (ab August) lesen!