Ein großes Panorama deutsch-deutscher Geschichte! Irre und manchmal etwas verstörend. Anstrengend und eher als Fragmente zu lesen. Aber einmal eingetaucht ist man dermaßen gefangen in diesem Witzel-Kosmos, dass man nur schwer wieder rauskommt. Ein wahnsinns Buch, mit vielen verschiedenen Ebenen, das man getrost mehrmals und immer wieder lesen kann.
auf alle Fälle aber:
Lesen!
Unbedingt lesen!
Was Yasmina Reza mit "Glücklich die Glücklichen" auf Französisch kann, kann Jackie Thomae auf Deutsch! Und zwar richtig gut!
Hier sind die Glücklichen nie so richtig glücklich obwohl es allen ziemlich gut geht. Am Anfang ist alles wahnsinnig ansrengend, weil man verliebt und nicht mehr Herr seiner Sinne ist. Man kann nicht essen, nicht schlafen, redet dummes Zeug - zeigt sich gerne, wie man gar nicht ist. In der Mitte ist es anstrengend, weil man zu viel isst oder schläft - und die Seite, die man selber an sich kennt,
nicht die allerbeste ist. Am Ende ist es wieder anstregend, weil man irgendwie aus dieser Nummer rauskommen muss.
Die Momente der Klarheit sind nicht immer angenehm aber so sicher, wie das Amen in der Kirche. Und am Ende ist die Beziehung das was sie ist: vorbei!
Die Protagonisten leben in großen Städten, sind rastlos und immer auf der Suche nach dem Glück. Sie verlieben sich und entlieben sich, springen aus Fenstern oder verschwinden einfach von der Bildfläche. Und manchmal reicht ein kühles Bier um glücklich zu sein - herrlich!
Und da fliegen einem Sätze um die Ohren, in die allein man sich schon wieder verlieben kann! Nahezu lakonisch lesen wir uns durch die Schicksale der Glücksritter und trösten uns damit, dass das Gras auf der anderen Seite doch nicht grüner ist...
Eine unromantische Liebesgeschichte, eine tragische Komödie - lustig und traurig zugleich.
Perfekt!
Lesen!
Lieben Sie Musik?
Nein?
Sollten Sie aber!
Hören Sie gelegentlich Ihre alten Scheiben und erinnern sich an bessere Zeiten?
Auch nicht?
Dann fangen Sie damit an!
Umgehend!
Und lesen Sie die herzzerreißende Geschichte von Robbie, dem irischen Gitarristen.
Von Fran, dem "transsexuellen Schlitzauge", dessen Stimme ganz Amerika in ihren Bann ziehen wird.
Von Trez, einer Überfliegerin, die den linken Haken genauso gut beherrscht wie ihr Cello.
Von Séan, der Waschmaschinen repariert und ganz nebenbei der bester Drummer aller Zeiten ist.
Eine Combo aus vier verrückten jungen Leuten, die an sich glauben und damit im kleinstädtischen Luton lange alleine bleiben. In schlechten Bars, mittelmäßigen Unis, verrotteten Parks und miesen Clubs tingeln die Vier um ihr Leben - mit viel Spaß, jeder Menge Alkohol und exquisiten Drogen. Als sie einen Top of The Pop Auftritt versemmeln, gehen die Freunde auseinander.
Man kehrt dem Vereinten Königreich den Rücken, jeder auf seine Art und Weise.
Man findet sich im New York der 80er Jahre erneut zusammen, versucht ein Comeback, wird entdeckt und feiert einen kometenhaften Aufstieg, der für einen von Ihnen zur finalen Falle wird...
Himmel, was für ein Buch! Nicht nur die vielen Bandnamen lassen einen auf die alte Vinylsammlung schielen oder in den ausrangierten CD-Kisten kramen. Auf jeder Seite ist so viel Musik, dass einem die Ohren ganz von alleine heiß werden. Alles kennt man, hat man vielleicht selber bis zum Erbrechen (der Eltern!) viel zu laut und in Dauerschleife gehört. Und die Protagonisten mit ihren filigranen Lebensmodellen möchte man aus jeder Buchseite klauben und ans Herz drücken. Man will rauchen und saufen (trinken reicht nicht!) und ist froh, dass alle anderen Dogen nicht auf dem freien Markt verfügbar sind. Und vor allem will man Musik hören, dass es kracht!
Leute, macht Eure Rechner aus, geht zur nächsten Buchhandlung und kauft Euch dieses Buch!
Jetzt!
Sofort!
Theroux lässt grüßen! Und trifft auf "Grün ist die Hoffnung" und "Wassermusik"!
In seinem neuen Roman legt T.C. Boyle den Finger auf die empfindliche Wunde der Amerikaner. Das Waffengesetz, den Polizeistaat, die Amokläufe und das Problem der Globalisierung.
Adam, der nichts auf die Reihe kriegt, zieht sich in die Tiefe der amerikanischen Wälder zurück, legt eine riesige Schlafmohnplantage an und bunkert Waffen und Munition - um gegen den Feind und die Aliens allzeit bereit zu sein. Der Mann, eine tickende Zeitbombe auf zwei Beinen, der die Identität des Trappers und Biberpelzjägers John Colter aus dem 19.Jahrhundert angenommen hat und weiterlebt, versteht sich als Ökokrieger.
Er trifft auf Sara, eine Frau, die im Einklang mit Fauna und Flora lebt, nur mit Vater Staat keine Verträge haben will.
Eine Liaison beginnt, die dem Leser anfänglich viel Sympathie abgewinnt, im Verlauf der Geschichte jedoch das pure Grauen hervorruft... Über das böse im Menschen, die Lust am Töten und eine Gesellschaft, die alles haben will ohne etwas dafür zu geben.
Ein düsteres Porträt unserer Zeit und so politisch und aktuell, wie der große Erzähler aus Kalifornien nur sein kann!
Lesen!
Der erste Weltkrieg ist zu Ende - beinahe jedenfalls.
Die Fronten sind geklärt. Man beobachtet nur noch und hofft, das bisschen Leben, dass einem geblieben ist, herüber zu retten.
Hauptmann Pradelle, noch schnell auf den letzten Orden aus, fingiert einen feindlichen Angriff. Nach kurzem Gemetzel geht der Hauptmann, hoch dekoriert und als Kriegsheld gefeiert, in den Frieden. Nicht so die beiden Soldaten Albert und Édouard. Der eine bewahrt den anderen vor dem sicheren Tod im verschütteten Schützengraben und kriegt dafür, zum guten Schluss, das halbe Gesicht von einer Granate weggefetzt.
Furchterregend entstellt und eher ein Fall für das Kuriositätenkabinett, lässt Édouard sich von Albert eine falsche Identität beschaffen und offiziell für tot erklären. Die beiden Kriegsveteranen setzen sich ab und hier beginnt der Schelmenroman! Die Freunde entwickeln, der Zeit und Umstände geschuldet, eine kriminelle Energie, dass es kracht. Ein florierender Handel mit nicht existierenden Denkmälern für "den gefallenen Soldat" wird von den beiden Schlitzohren aufgezogen.
Während Hauptmann Pradelle das große Geld mit der Umbettung von Leichen verdient, die es mehr oder weniger gar nicht gibt und Albert und Édouard den Bürgermeistern das Geld aus der Tasche ziehen, gibt es einen weiteren Antihelden, der wenigstens einem von den dreien auf die verdiente Schliche kommt...
Sehr poetisch und hin und wieder recht grausam, mit viel Witz und Esprit, lässt Lemaitre seine Figuren emporkommen und gnadenlos scheitern.
Man reibt sich so manches Mal schadenfroh die Hände und am Ende natürlich auch die Augen, weil man doch so gerne alle am richtigen Platz gehabt hätte.
Was für ein großes Buch!
Korruption, Drogen, Liebe, Freundschaft, Verrat - alles dabei!
Ein gesellschaftliches Panorama des 20sten Jahrhunderts, dass sich heute nicht anders darstellen würde!
Ganz großes Kino! Lesen!
Unbedingt!
Kolumbien, Bogotá, im Sommer 2009. Der Jura-Professor Antonio Yammara kommt bei einem Anschlag auf offener Straße und als Kollateralschaden nur knapp mit dem Leben davon. Die Vergangenheit des tatsächlichen Opfers Ricardo Laverde, ein später Freund des Billiardspiels, bestimmt von nun an sein Leben. Nachdem Antonio traumatisiert das Krankenhaus verlässt, unfähig sein altes Leben wieder aufzunehmen, erreicht ihn ein Telefonanruf der Tochter Laverdes. Diese bittet ihn, sie aufzusuchen, um ihr von ihrem Vater zu erzählen.
Yammara, der Laverde eigentlich selbst kaum kennt, hat als einzige Erinnerung an den schweigsamen Außenseiter eine Tonbandaufzeichnung, die sich später als letzter Hinweis auf den Flugzeugabsturz einer Boeing 727 erweist. Er recherchiert über die möglichen Hintergründe des Attentats und taucht tief in die mysteriöse Vergangenheit der Familie ein. Politische Entwicklungen und Beschlüsse und nicht zuletzt die Macht der Drogenkartelle, haben eine Welle der Gewalt und Unterdrückung in Kolumbien ausgelöst, die bis heute anhält.
Die Schicksale und Lebensläufe beider Männer sind mehr miteinander verwoben, als Yammara es für möglich gehalten hätte...
Was für ein Buch!
Ein spannendes, packendes, aktuelles Panorama des kolumbianischen Drogenhandels.
Unglaublich dicht und in höchster literarischer Form erzählt.
Man liest wie im Sog, unfähig das Buch aus der Hand zu legen!
Herausragend!
Unbedingt lesen!