Genie und Wahnsinn liegen dicht beieinander

Benjamín Labatut:"Maniac"(Verlag Suhrkamp) | 17.12.2023
John von Neumann ist der Erfinder der Spieltheorie, mitverantwortlich für die erste Atombombe, den ersten Personal Computer und Vordenker und Wegbereiter der künstlichen Intelligenz. "Unter der Lupe" seiner Mitstreiter wie Einstein, Gödel, Hilbert,Teller.. als auch seiner diversen Frauen, zeigt sich von Neumann als verrücktester genialster, rücksichtslosester Denker und Entwickler seiner Zeit. Während Paul Ehrenfest sich via Selbsttötung vor Hitler in Sicherheit gebracht hat, arbeiten hochrangige Naturwissenschaftler, die Ungarn und Deutschland den Rücken gekehrt haben, in Amerika am Atombombenbau, dem legendären Manhattan-Projekt. Im Nirgendwo der Wüste von New Mexico, werden  "Little - und Big Boy" entwickelt, getestet und später in ihren ersten tödlichen Einsatz geschickt. Alles, was gedacht werden kann, wird gedacht, umgesetzt und zu Ende gebracht, egal mit welcher Konsequenz. Einfach, weil man es kann. Und immer geht es um Genialität und Macht, die mit dem Wahnsinn Hand in Hand geht. Um die Schönheit der Mathematik, die Faszination der Berechenbarkeit und der Frage, wie logisch ist die Welt der Zahlen wirklich? Es geht um Philosophie und Ethik, um Chaos und Zufall. Es geht um ein Go-Spiel, dessen bester Spieler an der künstlichen Intelligenz scheitert und den Glauben an sich selbst verliert. Und es geht um die Frage, ob wir uns selbst abschaffen oder die künstliche Intelligenz unsere einzige Chance ist, die Welt am Laufen zu halten.
Mein Gott, was für ein brilliantes, erhellendes, faszinierendes und beängstigendes Buch! Nicht ohne Situationskomik und von großer Schönheit! Selten gut übersetzt von Thomas Brovot!
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Unbedingt lesen!

Deutsch-polnische Freundschaft

Joanna Bator"Bitternis"(Verlag Suhrkamp) | 27.11.2023
Die Welt ist ein Minenfeld voller verrückter Brüder und besoffener Väter. Und doch gibt es Tage oder Momente, die zu etwas gut sind. Und wenn sie da sind, weiß man es ganz genau . Man kann aufgeben oder warten. Während Berta, Barbara, Violetta und Kalina auf bessere Zeiten warten, kommen ihre Väter, Männer oder Brüder abhanden oder versinken wodkatrunken in den tiefen Nestern ihrer Sofas. In einem alten Haus, im schlesischen Langwaltersdorf, geht Kalina der Geschichte ihre Mutter, Groß- und Urgroßmutter nach. Alle Frauen ihrer Familie verbindet ein Geheimnis mit diesem Ort, vor und nach dem Krieg werden hier Hoffnungen und Wünsche war, passiert Ungeheuerliches. Vier Genarationen von Frauen, die reüssieren, scheitern, sich verlieben, verlassen werden, perfide Vaterspiele ertragen müssen und doch am Ende ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Bitternis ist oft ein Begleitgeschmack, dem Süßes vorausgeht oder umgekehrt. Man kann das eine nicht ohne das andere haben und Glück weiß man nur zu schätzen, wenn man das Unglück kennt. Aus hässlichen Enten können schöne Schwäne werden und manchmal sind die Schönen am Ende nichtssagend und hässlich. Geschichten ohne männliche Helden sind Programm bei Joanna Bator, ihr polnischer Humor lässt uns niemals im Stich und die dunkelen Seiten ihre Protagonist:innen gut aushalten. Durch Gaukler, Geister und übernatürliche Geschehnisse hat auch "Bitternis" eine märchenhafte Komponente und lässt die Frauen ab und zu Stroh zu Gold spinnen und ihre langen Zöpfe aus den Turmfenstern hängen.
Großartig! Faszinierend! Das ist Literatur!
Übersetzt von Lisa Palmes.
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Unbedingt lesen!

Was können wir je wirklich über andere wissen?

Zadie Smith:"Betrug"(Verlag Kiepenheuer &Witch) | 13.11.2023
Obwohl im 19. Jahrhundert angesiedelt und im viktorianischen England verortet, legt Zadie Smith den Finger in die Wunde der heutigen Fake News. Wie Geschichte(n) gemacht und geglaubt wird, ist aktueller denn je und der "Tichborn-Fall" wohl die Blaupause für die Verbreitung falscher Nachrichten. Eine Gerichtsverhandlung soll darüber entscheiden, ob der lange verschollen und tot geglaubte Spross einer reichen Adelsamilie, wirklich der ist, der er behauptet zu sein, als er ganz plötzlich wieder auftaucht. Einem schwarzen ehemaligen Sklaven, als Hauptzeuge geladen, glaubt man nur zu gerne - alleine schon aus schlechtem Gewissen und um sich weltoffen zu zeigen. Alle windigen Fürsprecher des "Anwärters" klingen plausibel und sind doch aus dem Hut gezaubert. Mrs Touchet, Haushälterin, ehemalige Geliebte und Cousine des erfolgreichen Autors William Ainsworth, dessen zweite Frau (die Einzige, die ungebildet, unbelesen aber mit gesunden Menschenverstand, an der Echtheit des verlorenen Sohnes zweifelt) und Ainsworth selbst, verfolgen den Prozess und gehen den Betrügern recht bald auf den Leim. Jeder hat seine eigene Wahrnehmung. Und gerne glaubt man, was ins persönliche Bild und die eigene Lebenserfahrung passt.
Vor dem Hintergrund der kolonialisierenden, aufsteigenden Weltmacht England, literarischer Salons, unerhörter Liebschaften, Aufklärung, der Abschaffung des Sklavenhandels und der Frage nach sozialen Ungerechtigkeiten, bleibt Zadie Smith ihren Prinzipien treu. Nichts ist wie es scheint und alles hängt mit allem zusammen. Von Jamaika bis nach London, wird gehandelt, gelogen und betrogen, dass sich die Balken biegen. Armes Großbritannien! Wieder mal kriegt die Insel eins auf den Deckel - leider zu Recht und in Zeiten der vielen Fake News könnte der Roman nicht aktueller sein.
Großartig! Prall,schillernd, höchst amüsant, nach einer wahren Begebenheit und in überschaubaren Kapiteln wird berichtet. Ganz im Stil der damaligen Zeitungsromane oder heutigen Kurznachrichten. Wunderbar übersetzt von Tanja Handels.
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Unbedingt lesen!

Unter Füchsen und Hasen

Castle Freeman:"Treue Seele" (Verlag Hanser) | 27.10.2023
Für die Einen ist Port eine schrullige, alte Tunte, für die Anderen ein verrückter Eigenbrötler. Auf jeden Fall aber ist der Mann das Beste, was dieses Kaff je zu bieten hatte. Dauert zwar, bis alle es kapiert haben aber der Weg ist das Ziel. Connie, die Port nicht besonders mag, ist es immer wieder ein Dorn im Auge, das ihr Mann Cliff, so oft mit Port abhängt und auch noch jede Menge Spaß dabei hat. Als ihre hübsche junge Halbschwester Lucy in ihre Obhut gegeben wird, die ganze Männerwelt im Ort verrückt spielt, zeigt sich Port als Fels in der Brandung und überzeugt sogar die strenge Connie von seinen guten Absichten. Auch ihm tut Lucys Schönheit "in den Augen weh" doch er wartet geduldig auf seine Chance, hat erstmal viel damit zu tun, die unbändige junge Frau zu schützen und immer ein wachsames Auge auf sie zu haben. Lucy ist unberechenbar, dickköpfig und lässt sich nur allzu gern mit den falschen Männern ein. Vom Sherrif bis zum Pfarrer hat das ganze Dorf seinen Auftritt und alle Hände voll mit Lucy, ihren kriminellen Freunden und deren Machenschaften, zu tun. Erst als Lucy einsieht, dass ihre Männerwahl durchaus verbesserungsfähig und manchmal sogar lebensgefährlich sein kann, treffen sie und Port ein großartiges Arrangement...
Halleluja! Das ist so herrlich, charmant, witzig, klug und ein Feuerwerk der Dialoge, wie es selten einer kann. Castle Freeman lesen is wie Film gucken - nur besser. Und das macht so verdammt gute Laune, dass man gleich nochmal von vorne anfangen will. Außerdem ist es mehr als großartig von Dirk van Gunsteren übersetzt.
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Unbedingt lesen!

Frostschutzmittel im Blut- eine Frau bei minus 40 Grad

Andreas Pflüger:"Wie sterben geht" (Verlag Suhrkamp) | 16.10.2023
Als Agentin und Führungsoffizierin nach Moskau entsannt, lernt Nina schnell, niemandem zu trauen, alles und jeden zu hinterfragen. "Rem" Pilger, die Quelle, die Nina zu führen hat, einziger Freund und Verbündeter, kann sie jedoch nur bedingt vor den perfiden Machenschaften des KGB schützen. Um nicht aufzufliegen, lässt Nina sich vom russischen Geheimdienst "umdrehen" und agiert als Doppelspionin. Im kalten Krieg werden alle Register gezogen, um sich gegenseitig auszuschalten. Wer "verbrennt" und nicht schnell genug außer Landes kommt, verschwindet spurlos in den Folterkellern oder Lagern der Sowjetunion. Und auch in der BRD wird fleißig spioniert. Von Günter Gulliaume bis hin zur RAF, korrupten Politikern und Spendenaffären, von der Nato bis zum Warschauer Pakt, wird alles verhandelt, was in den 80er Jahren das politische Parkett vor und hinter dem eisernen Vorhang,  bestimmte. Und Moskau hat überall seine Finger im Spiel. Doppelagent Rem wird enttarnt. Um ihn zu retten, geht Nina ein teuflisches Vexierspiel ein, setzt alles auf eine Karte und ihre treffsicherer Makarow. Kann Moskau im letzten Moment und gerade noch so am Leben verlassen. Als es zum großen Showdown an der Glienicker Brücke kommt, begreift sie, dass gegen KGB, CIA und BND kein Gras gewachsen ist...
Was für ein Buch! Zwischen Thriller und Kriminalroman, klug und nicht ohne die nötige Würze einer komplizierten Liebesgeschichte. Ein Meisterwerk und ganz großes Kino, spannend und aufregend, wie eine Achterbahnfahrt!
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Unbedingt lesen!

Ein Grab ist auch eine Art Grundbesitz

Wolf Haas "Eigentum"(Verlag Hanser) | 3.10.2023
Erst war die Inflation und dann wurden die Mieten immer teurer. Nie hat das Ersparte für Grund und Boden gereicht. Am Ende kommt die Mutter von "Wolfi" dann doch noch zu ihrem Eigentum, auch wenn es nur ein ein paar Quadratmeter sind. Wolf Haas bereitet sich grad auf die Poetiklesung vor, während die Mutter beschließt zu sterben. So richtig passt es eigentlich nicht aber was soll man machen? Drei Tage wird der Sohn am Bett der Mutter verbringen und das erste Mal kommt die Wahrheit auf den Tisch. Erinnerungsfragmente werden zur Lebensbeichte einer mürrischen, ewig greinenden Mutter und lassen Wolfi erkennen, dass das Leben ein schweres war und die Träume unerfüllt blieben. Zu lachen gab es da wirklich wenig. Kurz vorm Tod, fühlt sie sich das erste mal richtig gut, wird gesprächig und nahezu milde. Im Zustand der Demenz gelingt es ihr, sich zu erinnern und am Ende sogar Frieden zu schließen.
So grimmig und grießgrämig, bezaubernd, berührend und auch urkomisch zugleich, kommt selten ein "Sterberoman" daher. Keine Abrechnung, kein "Trauerbegleiter" sondern einfach nur der Abschied von einer Mutter, die weder gut noch böse war und irgendwann im Leben keine große Rolle mehr gespielt hat. Am Ende ist Blut dicker als Wasser, Sohn "Wolfi" froh, über die letzten Stunden mit seiner Mutter und selbst die prokrastinierte Vorlesungvorbereitung kommt ganz von allein in die Gänge...
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Unbedingt lesen!

Anything goes!?

Jens Balzer:"No Limit" (Verlag Rowohlt Berlin) | 25.9.2023
Die Neunziger, das Jahrzehnt der großen Freiheit, beginnt mit dem Mauerfall und endet im Sturz der brennende Türme des World Trade Centers. Grenzenlos soll die Welt am Anfang des Jahrzehnts sein. Neonfarben und global, individuell und unermüdlich tanzbar zum Sound der Techno-Musik. Das" world wide web"soll die Welt einen und alles für alle möglich machen. "To go" ist das neue Motto. Von Kaffee und Pizza über Mobiltelefone und Musik im Ohr. Alles ist beweglich, lässt sich überall hin liefern, transportieren und miteinander verknüpfen. Kein Stillstand mehr in der globalisierten Postmoderne. Bewegung und Flexibilität, garantieren grenzenlosen und maximalen Erfolg. Wieso dann und gerade wegen der grenzenlosen Möglichkeiten alte Konflikte wieder hochkochen, ein Krieg in Europa ausbrechen kann, gefährliche rechtsradikale Jugendkulturen entstehen und fanatische Religionsverfechter ihre toxischen Botschaften an den Mann bringen können, zeigt sich eindrücklich und erschreckend klar in Jens Balzers neuem Buch. Mit "Dallas",den "Simpsons",ersten Talkshows, politischen Ereignissen und Fehltritten und viel Referenzen aus Musik und Popkultur, führt Jens Balzer uns ein Jahrzent vor Augen, in dem die vehementen Warnungen vor einer Klimakatastrophe eher zum erhöhten Verbrauch von Energie und Ressourcen führten, als diese zu schützen. Indem "geklotzt" statt "gekleckert" wird - ohne Rücksicht auf Verluste. Und wir wissen, wie uns das alles auf die Füße gefallen ist.
Erschreckend und erhellend gleichermaßen! Was für großartiges Buch!
Am 27.09 wird Herr Balzer aus seinem Buch in der Buchhandlung lesen.
Leider sind schon alle Plätze vergeben aber "No Limit" wird seinen Stapelplatz auf der Pole-Position behalten.
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Unbedingt lesen!

Drahtseilakt

Charlotte Gnauß:"Gittersee" (Verlag S.Fischer) | 5.9.2023
Karin ist 16 und zu Hause für alles verantwortlich, für das ihre Eltern  sich nicht zuständig fühlen. Vor allem für ihre kleine Schwester, ein versehentlicher "später Wurf" der Mutter, die längst nach Dresden abgehauen ist. Der Vater muss das Geld ranschaffen und auf Oma, ein kaltherziges, ehamaliges Blitzmädel, kann man sich ohnehin nicht verlassen. Ein trister Alltag für eine Pubertierende, die einzig Kraft aus der kleinen Nervensäge schöpft (ihrem geliebten Klotz am Bein), der Freundschaft zu Marie und ihrer heimlichen Liebe zu Paul. Als der "rübermacht" und eines Tages spurlos verschwindet, beginnt ein Spießrutenlauf für Karin und Pauls Freund Rühle. Sie werden auf eine perfide Art und Weise vom Geheimdienst instrumentalisiert und gegeneinander ausgespielt. Rühle ist immerhin schon erwachsen und ahnt, auf was er sich einlassen muss, um seine eigene Haut zu retten. Karins jugendliche Welt, ihre Hoffnung, ihr Glaube an Liebe und Freundschaft wird auseindergenommen und ad absurdum geführt. Zwischen Angst und Wut, Unsicherheit und dem Wunsch nach Antworten begibt sich Karin zwischen die Fronten und auf sehr dünnes Eis...
In einer unglaublich authentischen, jugendlichen Sprache, die von Auslassungen und Satzabbrüchen lebt, kommt Charlotte Gneuß der Zerissenheit einer heranwachsenden Generation, in einem eingeschränkten Land, sehr nahe. Mit ihrem Debüt hat sie es sofort auf die Longlist 2023 für den Deutschen Buchpreis geschafft. Mal sehen, was daraus wird!

Oh Boy!

Suzette Mayr:"Der Schlafwagendiener" (Verlag Wagenbach) | 31.8.2023
Baxter ist schwarz, seinem eigenen Geschlecht zugeneigt und möchte gerne Zahnmedizin studieren. Alles schwierig, da wir das Jahr 1929 schreiben und der arme Kerl eher im Knast, als im Hörsaal landen würde. Doch Baxter hält sich an seinen starken Willen und ein veraltetes Lehrbuch über Zahnmedizin. Um sein Studium finanzieren zu können, heuert er als Schlafwagendiener auf der Strecke zwischen Montreal und Vancouver an. Das bedeutet: pausenloser Einsatz, kaum Schlaf und seine Würde im Zug, zwischen Kloputzen und Katzbuckeln, für die Dauer einer Fahrt an den Nagel zu hängen. Tapfer trotzt Baxter, unverschämten Geschäftsreisenden, bösen Großmüttern, verrückten Künstlern, frisch Verheirateten und einem liebestollen Doktor, der es ganz schön auf ihn abgesehen hat. Eine schlüpfrige Postkarte bringt den armen Baxter in die Bredouille und dann lässt auch noch eine Schlammlawine den Zug für mehrere Tage im Gleißbett ruhen. Die Stimmung an Bord hängt am seidenen Faden und die Dienerschaft wird auf eine harte Probe gestellt. Durch permanenten Schlafentzug verliert Baxter immer mehr die Kontrolle über sich selbst und seinen Waggon. Während er übermüdet halluziniert, laufen die Reisenden zu überdrehter Hochform auf...
Das ist großartig! Ein Panoptikum der Menschheit und ein Ritt durch die gesellschaftlichen Hirachien. Nichts ist wie es scheint. Alle haben irgendwo ein Geheimversteck und eine "Leiche im Keller". Skurril, abgefahren, höchst amüsant und toll übersetz von Anne Emmert.
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Unbedingt Lesen!

Das irische Wort für Nein

Louise Kennedy:"Übertretung" Verlag Steidl)( | 25.8.2023
Belfast war schon immer ein schwieriges Pflaster. Katholiken und Protestanten machen sich das Leben gegenseitig schwer und im Bürgerkrieg 1975 eskaliert die Gewalt. Jede politische Äußerung, jedes falsche Wort kann eine ganze Familie auf die Todesliste bringen. Eine katholische Lehrerin, die sich dem Leid eines protetantischen Schülers annimmt, sich in eine Affäre mit einem bekannten Belfaster Prozessanwalt verstrickt, hinterlässt am Ende verbrannte Erde und verliert alles, was ihrem Leben einen Sinn gibt. Während Cushla versucht, ihre Schüler zu besseren Menschen zu machen, eine Liebe zu leben, die eigentlich keine Chance hat und einfach ein guter Mensch zu sein, hat sie schon längst mehr als eine Grenze übertreten. Die IRA hat sie auf dem Schirm, lange bevor sie merkt, dass alles, was sie tut sich ins Gegenteil verkehrt. Wem kann man trauen, wem darf man helfen, wer meint auch wirklich, was er sagt? Die eigene Mutter, alkoholsüchtig und völlig abgehalftert, kann ihr nicht zur Seite stehen und auch der Bruder, dessen Bar sich im "Höllenloch" der protetantischen Vorstadt befindet, muss seine eigene Familie vor den gefährlichen Untugenden seiner Schwester schützen. Alles geht den Bach runter, keine Rettung in Sicht. Viele Jahrzehnte später erfährt die ehemalige Lehrerin dann doch noch einen kleinen Triumph und spürt, dass ihre Solidarität nicht ganz umsonst war...
Inmitten von Gewalt, Arbeitslosigkeit und sinnlosen Konflikten das Herz am rechten Fleck zu behalten und sich nicht verbiegen zu lassen, ist das einzige Instrument, was jedem Menschen an die Hand gegeben wird. Man muss sich nur trauen, es einzusetzen.
Tolles Buch! Traurig und kraftvoll zugleich.
Wunderbar übersetzt von Claudia Glenewinkel und Hans-Christian Oeser
Lesen!
Unbedingt!