Wo Tiger zu Hause sind.

C Pam Zhang: "Wieviel von diesen Hügeln ist Gold" (S. Fischer Verlag) | 20.7.2021
Mit der verwesenden Leiche des Vaters im Gepäck, suchen Lucy und Sam nach einem neuen Zuhause. Getrieben von Hunger und Angst ist es schwer einen geeigneten Platz für Ba zu finden, ihm die letzte Ruhe zu gewähren und selbst endlich irgendwo anzukommen. Der Wilde Westen Amerikas, der nicht ihrer ist und sie nie willkommen geheißen hat, bietet Ihnen wenig Schutz vor Wegelagerern und wilden Tieren.
Die Mutter schon lange verschwunden, der Vater halb irre vor Kummer, alkoholabhängig und gewalttätig hat den Kindern zumindest den Willen zum Überleben mitgegeben und dem Fluch der Prärie zu trotzen. Nach chinesischer Tradition kann man nur mit zwei Silberdollars auf den Augen, tief in der Erde seinen Frieden finden und die Seele gehen lassen. Da Sam und Lucy die beiden Geldstücke aber dringend selbst brauchen, ist dieses Unterfangen fast unmöglich... Was macht man mit den Geistern, die man nicht rief und die einem dennoch im Nacken sitzen? Wie lange kann man vor sich selbst davonlaufen? Wer bestimmt welche Ethnie einem im Blut liegt und wie man leben will? Was ist Identität? Was bedeutet Heimat?
Während Lucy später in der Stadt versucht Fuß zu fassen, beschließt der binär androgyne Sam das Weite zu suchen und sich eine neue Identität zuzulegen.Doch jede Lüge wird irgendwann zum Verhängnis...
Wahnsinn! Beeindruckend und faszinierend! Die Geschichte der chinesischen Einwanderer Amerikas und der ersten Goldsucher.
Zwischen "Herzland" und "Tage ohne Ende" liegt dieses starke Debüt einer jungen Autorin, die  große Erzählkunst vorlegt. Eine atemberaubende glasklare Sprache zwischen kalt und heiß, ganz im Sinne der kalifornischen Wüste.
Lesen!
Unbedingt lesen!

Pulp! Der neue alte heiße Scheiß!

Quentin Tarantino:"Es war einmal in Hollywood" (Verlag Kiepenheuer&Witsch) | 13.7.2021
Wenn man mit Mord durchkommt, als Kriegsheld und Stuntman Karriere macht und selbst als Fahrer oder Laufbursche noch ein harter aber sexy Knochen sein kann, heißt das nur eins: Willkommen in Hollywood! Zwischen amerikanischen Cowboy- und Actionfilmen der 1969er Jahre, die der zweitklassige Schauspieler Rick Dalton und sein Double Cliff Booth besetzen, schleicht sich langsam der Paradigmenwechsel des amerikanischen Kinos ein. Die verhassten Spaghetti Western werden immer populärer, erste skandinavische Erotikfilme kommen in kleine Schmuddelkinos und wer bei drei nicht auf dem richtigen Pferd sitzt, kann seine Karriere an den Nagel hängen. Zwischen "Bonanza", "Rauchende Colts" "Bis zum letzten Atemzug" und "Spiel mir das Lied vom Tod" dürfen alle Größen der damaligen "guten alten Zeit" nochmal auflaufen.
Im Gegensatz zum gleichnamigen Film, gibt es jede Menge Hintergrundwissen. Warum Polanski so beliebt und erfolgreich, Steve McQueen so erfolgreich aber ein absolutes Arschloch war und wie Sharon Tate sich Hollywood eroberte. Was Charles Manson eigentlich wirklich wollte und wieso diese zugedröhnte Hippiekommune, auf einer abgehalfterten Ranch, ihm dermaßen auf den Leim gehen konnte. Welche Musik man damals hörte, wie der Dresscode war und wieso Poolpartys  ganz oben im Ranking standen. Trinken, rauchen, gut aussehen und lockere Sprüche machen. Nicht an morgen denken, alles raushauen - ohne Netz und doppelten Boden. Auch wenns am Ende mit der Rente nicht hinhaut und man das Nachsehen hat...
Man ist sofort wieder drin, in den wilden Sechziger- und Siebzigerjahren (wenn man zu dieser Zeit schon was zu melden hatte), will alle alten Streifen nochmal sehen und erinnert sich an große Idole, die heute ihresgleichen suchen. Was für ein Spaßbuch! Feinste Unterhaltung und richtig schöner Trash. Mit herrlichen Dialogen (zum Niederknien!) und irren Bildern, die das Kopfkino sofort anschmeißen. Knackig übersetzt, so richtig "eins zu eins". Das krönt das Buch gleich doppelt.
Lesen!
Unbedingt lesen!

Kummts umme, hier herüben is Österreich!

Eva Menasse:"Dunkelblum" (Verlag Kiepenheuer&Witsch) | 22.6.2021
Während sich 1989 der Eiserne Vorhang an der Grenze zu Ungarn immer mehr öffnet, die ersten Flüchtlinge das Burgenland betreten, zerreißt in Dunkelblum ein unsichtbarer  Vorhang aus Lügen und Verbrechen. Die eingeschworene Gemeinschaft, die so hartleibig schweigt und alles, was im und kurz nach dem zweiten Weltkrieg in der Grenzstadt an Nazi Greueltaten verübt wurde, wird durch einen unangenehm neugierigen Tourist aus der Reserve gelockt. Während freiwillige StudentInnen aus Wien einen jüdischen Friedhof freilegen, die Presse sich plötzlich für das verschlafenen Dunkelblum interessiert, eine junge Frau verschwindet, ein Skelett entdeckt wird und die, die noch übrig sind endlich die "Pappn" aufmachen, kommen die Leichen der Stadtbewohner aus den Kellern. Alte Nazis, Antisemiten und brutale "Wasenmaister" müssen endlich Farbe bekennen. Während die Familien noch immer miteinander klüngeln, sich gegenseitig bestätigen nix gehört, gesehen oder gewusst zu haben, deckt die dritte Genaration ein ungeheuerliches Verbrechen auf. Was in einer Nacht kurz vor Kriegsende, in einem wahnsinnigen Blutrausch passierte und lange totgeschwiegen wurde, kommt endlich ans Licht...
Wie großartig wird hier ein historisches Panorama erzählt! Klug, spannend und nicht ohne Witz. Mit viel Situationskomik zeigt uns Eva Menasse, dass am Ende (fast) jeder kriegt, was er verdient und sich eine kollektive Schuld "nicht besser ausgeht" als die Tat einzelner "Falotten".
Herrlicher Schmäh wird im Glossar der Austriazismen erklärt und gibt mit brutal komischen Dialogen und viel Lokalkolrit  der ungeheuerlichen Geschichte eine große Leichtigkeit und viel Spaß!
"Heast" das muss man lesen!
Unbedingt (ab August) lesen!

Schwarz, schwul - schwierig.

Brandon Taylor: "Real Life" (Verlag Piper) | 3.6.2021
Wallace ist klug, der einzige Schwarze an einer renomierten Uni, Biochemie-Doktorand. Er hat es weit gebracht, trotz prekärer Kindheit und Jugend. Wäre er "mehr" weiß und "weniger" schwul, hätte er gute Karten im Beliebtheitsranking. An einem Wochenende, das die neuen Campusfreunde arrangiert haben um sich um sich besser kennenzulernen und Freundschaft zu schließen, ist Wallace zwar eingeladen, bleibt aber immer irgendwie außen vor - ein Schwarzer unter Weißen. Sicher, alles was seine alkoholsüchtige Mutter und sein gewalttätiger Vater ihm angetan haben, verarbeitet und vergessen zu haben, trifft ihn die Nachricht vom Tod seines Erzeugers voll in den Solarplexus. Alte Wunden werden aufgerissen und die Verletzungen, die längst vernarbt schienen treiben Wallace um. Als er auf sein Alter Ego Miller trifft, muss Wallace sich aus dem Kokon von Gewalt und Scham befreien. Auch wenn er dabei nicht als Schmetterling schlüpfen kann...
Tolles Buch! Und leider so wahr. Wann sieht man Hautfarbe und Ethnie endlich als Bereicherung und nicht als Diskriminierung? Wann wird Sexualität, in unterschiedlichen Formen, endlich nicht mehr gewertet? Unter jeder Haut Blut und Wasser fließt, nicht mehr und nicht weniger!
Lesen!
Unbedingt lesen!
 

Zwischen Beethoven, Bohrinseln und Bondage

Peter Buwalda:"Otmars Söhne" (Verlag Rowohlt) | 25.5.2021
Ludwig, Stiefsohn von Otmar und Stiefbruder eines genialen aber völlig durchgeknalltem Klavier- und Beethovengenies arbeitet für Shell und ist zuständig für die umstrittenen Vermessungen von Erdölfeldern per Dynamit. Als er auf der sibirischen Insel Sachalin den Geschäftsführer Johan Tromp treffen soll, wird ein Schneesturm zum Verhängnis und Türöffner tief verborgener Geheimnisse. Während Ludwig in einem maroden Hotel festhängt, trifft er auf seinen verschollenen Vater und eine alte Bekannte. Isabelle Orthel, inzwischen investigative Journalistin, hat sich ebenfalls an Tromps Fersen geheftet.
Shells Kronprinz steckt tief im Sumpf von Korruption, perversen sexuellen Neigungen, Erpressung und Gewalt. Isabelle, die selbst in Nigeria eine kurze und sehr eindringliche Affäre mit dem König des schwarzen Goldes hatte, will Tromp das Handwerk legen und ihn ein für allemal aus dem Verkehr ziehen.
Doch wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen...
Das ist krass! Das ist gut! Das ist spannend! Das ist hohe Literatur! Jeder zweite Satz eine Rakete! Ein Feuerwerk und ganz, ganz großes Kino!
Wie immer verhandelt  Buwalda die Themen Familie, Freundschaft, Sexualität  und menschliche Abgründe. Legt die Finger in jede Wunde die man sich und anderen zugefügt hat.  Zeigt die dunkle Seite des Mondes und die Folgen des Menschen Hybris. Wie gut, dass "Otmars Söhne " als Trilogie angelegt ist. Man rast durch die ersten 621 Seiten, prallt am letzten Cliffhanger ab, ist stinksauer  und weiß doch dass es Nachschub geben wird. Wann auch immer...
Ich liebe dieses Buch!
Lesen!
Unbedingt lesen!

Von Dandys und Doktoren.

Julian Barnes. "Der Mann im roten Rock" (Kiepenheuer & Witsch) | 21.4.2021

Der unverschämt gut aussehende Dr. Pozzi ist seiner Zeit weit voraus. In Frankreich erhebt er die ersten Hygiene-Gesetze vor Operationen, in England arrangiert er gynäkologische Kongresse von höchster Bedeutung und verkehrt nebenbei mit allen Größen der Belle Epoque. Bringt Franzosen und Engländer zusammen, Dandys und Spießer, Frauen und Männer aller Couleur.
Ein begabter Arzt, kluger Ästhet, begnadeter Liebhaber, Förderer, Freund und Ehemann. Wie dekadent dieses Zeitalter auch war und wie sehr sich Pozzi darüber aufregte: das Fin de Ciècle war bunt, wild, hungrig nach Zerstreuung, verschwenderisch und von höchster kultureller Vielfalt geprägt. Von Händel bis Oscar Wilde und Monet: im Wahren, Schönen und Guten war man sich einig. In der Kunst fand sich manche Freundschaft wieder, die sonst vielleicht im Duell ihr tötliches Ende gefunden hätte.
Überhaupt spielten Attentate, Ehrenkämpfe und wilde Scharmützel eine große Rolle im ausgehenden Jahrhundert. Um Wohlstand, Machtgier und Kolonialbesitz zu verteidigen. Auch da bleibt Pozzi bedacht und stets bescheiden. Klug und bestechend durch große Eloquenz bringt er immer wieder zusammen was eigentlich nicht so recht zusammengeht. Genießt das Ansehen höchster Persönlichkeiten. Reist viel, lässt sich von Sitten und Gebräuchen anderer Länder inspirieren. Und wie zauberhaft und charmant Julian Barnes unseren Lesgenuss mit Vignetten  noch vervielfältigt! Auf fast jeder Seite gibt es kleine Bilder der schillernden Figuren seines Erzähl-Mosaiks. Ein Augenschmaus im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn man die Herkunft und Bedeutung der kleinen Abbildungen erfährt, zeigt sich wiedermal der Schurke in Julian Barnes, der über sich selbst und seine Protagonisten schmunzeln kann...
Dieses Buch ist eine Ode an die Kunst - Brennglas und Kaleidoskop zugleich und macht süchtig!
Was für ein Genuss!
Lesen!
Unbedingt lesen!
 


"Segen der Erde"

Sebastian Barry: "Annie Dunne" (Verlag Steidl) | 25.3.2021

Als Annie vom Mann ihrer verstorbenen Schwester aus dem Haus geworfen wird, schlupft sie notgedrungen bei einer Cousine unter.  Sarah, nur unwesentlich älter als sie, bewirtschaftet einen kleinen Bauernhof im irischen Wicklow. Träge Kühe, denen man für jeden Eimer Milch gut zureden muss, launische Hühner und ein bockiges Pferd sind zu versorgen. Alles wird per Hand gemacht, von der Wäsche bis zur Butter. Das Leben der beiden Frauen ist hart, wortkarg und aufs wesentliche zusammengeschnurrt. Als Annies Neffen wie jedes Jahr auf der "Ranch" geparkt werden, wetteifern die beiden stillen Frauen um die Gunst der Kinder, genießen ihre heimlichen Triumphe und lassen sich von der Leichtigkeit der Kleinen mitreißen. Alles ist plötzlich heller und freundlicher aber auch Gefahr ist in Verzug. Dieses Jahr steht unter keinem guten Vorzeichen. Nicht nur die wilden Kesselflicker, die den Kindern Angst und Schrecken einjagen bedrohen die  Farm. Die Avancen eines Mannes, der schon lange ein Auge auf Sarah geworfen hat treiben einen Keil zwischen die beiden Frauen und stellen ihre Seelenverwandschaft auf eine harte Probe...
Und wieder ein Buch zum niederknien!
So fein, so schön und anrührend wie schon bei "Tage ohne Ende" und "Tausend Monde"  wird hier eine große  Freundschaftsgeschichte erzählt. Zwischen zwei irischen, einfachen Frauen die im Jahr 1959 etwas aus der Welt gefallen zu sein scheinen. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen ist es ein großer Segen, dieses Buch zu haben.
Lesen!
Unbedingt lesen!


Zwischen Brüsten und spitzen Zungen, Blut und Wasser - es darf gelacht werden!

Mithu Sanyal: "Identitti" (Verlag Hanser) | 3.3.2021

Endlich hat Nivedita ihre Identifikationsfigur gefunden. Als Tochter eines indischen Vaters und einer deutschen Mutter hat man es in Zeiten der Black-Lives-Matter-Bewegung nicht gerade leicht. Mit der genauen Zuordnung. Als die neue und vor allem indische Professorin Saraswati ( "Intercultural Studies/Postkoloniale Theorie") ihre Vorlesungen mit "alle Weißen bitte aufstehen und raus" beginnt, heftet sich Nivedita voller Zuversicht an Sarawatis ethnische Fersen.
Und dann platzt die Bombe! Saraswati ist weiß! Heißt Sarah Vera Thielmann, hat in Karlsruhe das Licht der Welt erblickt, astrein deutsche Eltern und mit Sicherheit kein My indisches Blut unter ihrer Hautfarbe.
What????? Alles erstunken und erlogen, sich selbst erschaffen in Eigenkreativität. Handgeschöpft sozusagen. Darf man das? Und: kann man weiß sein überhaupt loswerden?
Für Nivedita bricht eine Welt zusammen und gegen Saraswati-Vera ein Shistorm aus. Die trotzt den ""kulturellpostkolonialrassischtischen" Verbalattacken und fragt nach der Deutungshoheit über Kultur und Identität. Alle regen sich künstlich auf, sprengen das Internet und verweisen die falsche indische Göttin des Campus. Sara(hVera)swati lacht sich eins ins Fäustchen (meistens jedenfalls) stellt provokante Fragen zum Kampf der Kulturen und kriegt letztlich sogar den besten Job ever...
Wie cool ist das denn? Da werden auf jeder Seite ernste und hoch sensible Themen verhandelt und dennoch lacht man sich schlapp und kann es kaum glauben: da traut sich eine, die so  klug ist und weiß wovon sie spricht (Sanyal ist mit polnischer Mutter und indischem Vater sowas von PoC) auf das dünne Eis des Humors. Lacht über sich selbst und mit dem gesamten Personal der Geschichte. Entspannt den Diskurs um Identität und kulturelle  Herkunft.Trotzdem immer PC (auch ohne PoC) und niemals anmaßend oder despektierlich. Am Ende kann man nur feststellen, dass unter jeder Hautfarbe das gleiche fließt. Blut und Wasser. Nicht mehr und nicht weniger.
Danke Mithu Sanyal! Ich sehe wieder etwas klarer im interkulturellen Identitätsdschungel.
Ist das ein intelligentes, witziges, gutes, richtiges und wichtiges Buch!
Allemann an die Seiten und lesen!
Unbedingt Lesen!
Das ist ein Befehl!

 


Friendly Fire - Von Drachenläufern und Drohnen

Eva Munz: "Oder sind es Sterne" (Verlag Antje Kunstmann) | 3.3.2021

Paris, Kabul, San Diego, Los Angeles.
An diesen Orten entscheidet sich für Sameer, dem klugen Weisenkind, Ryder US - Marine mit Spezialauftrag in geheimer Mission und Hasir, einem Exil-Afghanen in Paris die Frage nach dem Sinn des Lebens.
Während Osama bin Laden die Twin Towers attakiert, Ryder seinen Kollegen und Freund Kellog an einen defekten Fallschirm verliert, Hasir Zaman in seinem Pariser Penthouse beschließt seinen Neffen Sameer endlich aus Kabul rauszuholen, verändert sich durch den Terrorangriff die Welt.  Amerika versinkt in Trauer und kollektivem Hass gegen Afghanistan, Syrien verschwindet unter der Burka und im Krieg. Frankreich fürchtet sich mit dem Rest der Welt vor weiteren Anschlägen. Nichts geht mehr.
Omenhaft schicken Destiny's Child ihren Song "Survivor" über den Äther, eine heimliche Hymne auch für Sameer, Ryder und Hasir. Während der Junge raus soll (und nicht will), der Soldat rein soll und nicht darf, gerät Hasir mit seinem franzözischen Pass und seiner afghanischen Herkunft unter Beobachtung des amerikanischen Geheimdienstes. Als die Soldaten endlich auf Osamas Spuren sind, Sameer die Wahrheit über seine Mutter erfährt und Hasir sich um Kopf und Kragen redet, vereitelt ein "friendly Fire" die Geheimoperation "Wamblee" und lässt die Welt für lange Zeit aus den Fugen geraten...
Großartig! Wie Frau Munz hier die männlichen Befindlichkeiten erspürt ist irre gut und absolut authentisch. Eine Geschichte über Liebe Freundschaft, Vertrauen und Verrat. Über die verzweifelte Suche nach einem Platz im Leben, Glück und Hoffnung. Wahsinnig gut geschrieben, tolle Dialoge! Spannend und am Ende ein echter Pageturner!
Lesen!
Unbedingt lesen!

 


"Kind sein ist wie ein Ball hochwerfen- Erwachsen werden ist wenn er wieder herunter fällt"

Benedict Wells: "Hard Land" (Diogenes Verlag) | 19.2.2021

Weiter geht's mit Coming of Age. Und wieder ist es der Mittlere Westen Amerikas, der seinen rauhen Charme versprüht, sind es glitzernde Seen und weite Himmel. Und auch hier geht es um ein Kaff mitten in der Pampa und einen Jungen, der seinen Platz im Leben sucht. Der perfekte Anschluss an "Big Sky Country"! Kurz vor seinem sechzehnten Geburtstag schafft Sam es gerade noch, einen Ferienjob zu ergattern und den Fängen seiner Tante und den ständig auf Krawall gebürsteten Cousins zu entgehen. Sams Mutter ist schwer krank, hält sich aber tapfer und will ihren Sohn unbedingt in guten Händen wissen, bevor sie das zeitliche segnet. Der Junge ist freundlich, wohlerzogen und durchaus präsentabel aber still und ein unscheinbarer Außenseiter. Als "Mädchen für alles" kommt Samuel im alten Kino Metropolis nicht nur an die besten Filmklassiker aller Zeiten, sondern findet Zugang zu einer Freundesclique, die man seinen eigenen Söhnen und Töchtern nur wünschen möchte. So cool wie die etwas älteren (und sehr beliebten) Kids  daherkommen ist keiner von ihnen und bald zeigt sich, dass jeder mit den Tücken und Ängsten des Erwachsenwerdens zu kämpfen hat. Erstmal wird der scheue Neuzugang ordentlich unter die Lupe genommen und auf Herz und Nieren geprüft. Sam bleibt beständig, beweist sich als guter Zuhörer, verlässlicher Kumpel und wird im Kreis der Freunde aufgenommen. Der Sommer ist magisch, voller Abenteuer und vermittelt den Eindruck nie zu Ende zu gehen. Geht er natürlich! Die Clique zerstreut sich. Alle außer Sam beginnen ihr Studium. So weit weg wie möglich von Grady. Samuel bleibt zurück, leidet an Liebeskummer und weiterhin am meisten an sich selbst. Erst ein schwerer Schicksalsschlag macht Sam klar, das Erwachsenwerden nicht nur ein frommer Wunsch ist...
Wahnsinn! Schon wieder so ein unglaublich schönes Buch. Geschichten die das Leben schreibt und die jeder kennt. Mit  herzzerreißenden Dialogen, jeder Menge Slapsticks, Chaos und genug Protagonisten mit dem Herz am rechten Fleck. Man leidet, lacht und fiebert mit. Kriegt feuchte Augen und jede Menge Gänsehaut.
Chapeau Herr Wells - das ist ganz großes Kino!
Dieses Buch macht glücklich!
Braucht man das?
Unbedingt!
Lesen! Lesen! Lesen!