Stand by me - das Ende eines Sommers

Callan Wink: "Big Sky Country" (Verlag Suhrkamp) | 18.2.2021

Michigan. Eine Farm am Arsch der Heide. Weiter Himmel, lange Tage voll harter Feldarbeit und Holstein Kühen, die sich "nicht von selber melken". Wortkarge Menschen und raue Sitten. Massenweise Katzen, wo ein Wurf den nächsten generiert. Und wenn der ganze Heuboden nach Katzenpisse stinkt, müssen die Viecher "entsorgt" werden. August ist gerade mal zwölf Jahre, freundlich, fleißig und tut eigentlich keiner Fliege was zuleide. Erstaunlich kaltblütig lässt der Junge einen ganzen Sack voller Katzen elendig verrecken - ohne mit der Wimper zu zucken. Man wundert sich. Als die Eltern sich höchst einvernehmlich und ohne großes Drama voneiander trennen, Mutter Bonnie mit August nach Montana zieht, geschieht das nicht nur weil sie keine Lust mehr auf ein Leben in der Pampa hat. Augie tut sich schwer neue Freunde zu finden. Die erste Liebe ist eher toxisch, bricht ihm sein junges Herz und was er studieren soll steht noch nicht mal in den Sternen. "Irgendwie geht es allen anderen gut nur er konnte keine Möglicheit finden, richtig zu leben. Die meiste Zeit wollte er seine eigene Gesellschaft nicht aber ihm fiel kein guter Ausweg ein"(...) Nachdem eine  Feier mit Freunden völlig aus dem Ruder läuft, kehrt  August Montana den Rücken, verbringt einen letzten Sommer bei seinem Vater und beschließt seinen eigenen Weg zu gehen...
Dieses Debüt ist eine Wucht!
Es gibt tolle Dialoge ( schreit förmlich nach Verfilmung) und eine umwerfende Situationskomik.
Das Buch ist fein und sehr liebevoll, hat aber einen verdammt harten linken Haken. Und der trifft manchmal voll in den Solarplexus! Da bleibt einem die Luft weg.
Gut, dass uns das Buch zwischendurch immer wieder ganz fest in die Arme nimmt. Und man spüren kann, dass am Ende alles gut wird!
Is' das schön!
Lesen! Unbedingt lesen!


Ich-Du-Er-Sie-Es-Wir-Ihr-Sie

Bernardine Evaristo:" Mädchen, Frau ETC." (Tropen Verlag) | 17.2.2021
Amma ist schwarz, lesbisch, Mutter einer launigen Tochter, Freundin,Geliebte... Und steht vor ihrem großen Durchbruch als Theaterdramaturgin am Londoner National Theatre. Ein provokantes Stück, dass für die ein oder andere anwesende Wegbegleiter*in peinlich werden könnte. Während Amma an der Themse enlangmeandert, stellt sich für Sie die quälende Frage: Verrate ich uns und all unsere Ideale ans Establishment? Darf ich das?
Während Amma geht und denkt, beschwört sie alle Menschen herauf, die sie beeinflusst haben oder von ihr geprägt wurden.
Da trifft man auf viele Charaktere mit so unterschiedlichen, interessanten sexuellen Orientierungen und beeindruckenden Lebensmodellen (und Lebensgeschichten), dass einem das Herz aufgeht.
Nichts muss, alles kann und darf - solange niemand dabei zu schaden kommt.
Mutter Bummi aus Nigeria ärgert sich über eine Tochter, die viel zu britisch ist und frecherweise einen weißen  Schwiegersohn ins Haus schleppt. Der wiederum so entzückend neugierig und unbritisch ist, dass Dank ihm die afrikanischen Traditionen von Mutter Bummi eine Renaissance erleben dürfen. Egal ob Dominique ihre Erfüllung im "Frauenland" sucht und gerettet werden muss, Tochter Yazz dem old-school-Feminismus genervt die kalte (nackte) Schulter zeigt, Sarah mit ihrer Meute Penelopes Nerven strapaziert und diese völlig ungeniert genderbasierte Unterdrückungsmuster wiederholt oder der Familienesuch aus Malawi die eigene Ethnie mit Füßen tritt . Amma (Evaristo?) macht einen gesellschaftlichen Querschnitt auf, der allgemein gültig ist. Hier und jetzt und überall auf der Welt. Mit großem Verständnis, viel Humor, Liebe und Respekt für ihre Protagonisten entführt uns Evaristo in einen bunten Kosmos menschlichen Lebens.
Wie traurig und langweilig wäre die Welt ohne Diversität?!
Was für ein Buch!
Mein Buch 2021!
Lesen!
Unbedingt lesen!

Klappe zu Affe tot!

T.C. Boyle: "Sprich mit mir" (Verlag Hanser) | 9.1.2021
Sam ist klug, gewitzt, sehr süß, trägt gerne Latzhosen und Ringelpulli. Am liebsten mag er Cheeseburger oder Pizza, liebt Coca-Cola und am Abend, zur Entspannung, gern auch ein Gläschen Rotwein. Finde den Fehler!
In einem Forschungsprojekt und als Gast einer TV-Show zeigt Professor Schemerhorn wie er sich mittels Gebärdensprache mit Sam verständigt und der kleine Charmeur seine größten Wünsche und hintergründigsten Gedanken mitteilt.
Sam ist 2 Jahre alt. Sam ist ein Schimpanse. Sam ist eine Berühmtheit. Für kurze Zeit jedenfalls. Aber Sam wird größer, stärker und zunehmend agressiver. Er beißt jeden, den er nicht leiden kann, reißt immer wieder aus und nimmt bei schlechter Laune gerne das Haus seiner Pflegefamilie auseinander. Während Professor und Affe imer mehr in Ungnade fallen, sämtliche Fördergelder gestrichen werden, soll Sam kurzerhand für Tierexperimente "weiterverwendet" werden und Sams rechmäßiger Besitzerf fällt eine folgenschwere Entscheidung...
Der große T.C. Boyle gibt sich wieder die Ehre! Ich bin etwas irritiert und frage mich, was meinen Lieblingsautor zu diesem Thema verleitet hat? Keine Ahnung. Und traurig ist es allemal weil man ja weiß, warum uns vom Shampoo die Augen nicht mehr tränen, wir Medikamente gut vertragen oder die Hautcreme keinen Ausschlag verursacht. Vielleicht achten wir jetzt wieder mehr auf Produkte ohne Tierversuche oder kultivieren unsere Unzulänglichkeiten. Irgendeinen Sinn muss dieses Thema ja haben. Ein Affenspaß ist es jedenfalls nicht. Bisschen nervig auch, dass Sam im Buch immer wieder selbst zu Wort kommt. Das ist irgendwie uncool, sprengt den Kern der Erzählung und wirkt eher befremdlich. Tierfreunde und Gegner von Tierversuchen allerdings werden dieses Buch lieben. Die scheue Aimee sorgt dann noch für eine zarte Liebesgeschichte (Gott sei Dank nicht mit Sam) und zeigt traurigerweise, dass man allein die Welt einfach nicht retten kann.
Auf keinen Fall sein bestes Buch aber dennoch:
Lesen!
Coming soon! (25.01.2021)

Tanz auf dem Vulkan!

Olivia Manning. "Der grösste Reichtum" (Rowohlt Verlag) | 8.1.2021
Man nehme ein Brennglas und halte es auf Bukarest kurz vorm Zweiten Weltkrieg.  Während Hitler in Polen einmarschiert, die ersten Juden "entfernt" werden und ein paar britische Expats exaltierte Parties feiern, glaubt keiner so richtig daran, dass dieser dumme, deutsche Größenwahnsinnige wirklichen Schaden anrichten kann. Rumänien setzt auf den florierenden Handel mit Deutschland, wähnt sich sicher und unantastbar. Bei einem Attentat wird ein unbequemer Premierminister von deutschen Geheimoffizieren ausgeschaltet und die Tat erstmal renitenden Studeneten aus Bukarest  in die Schuhe geschoben. Nur der alte irisch-russische Jaki, verarmter Adel und begnadeter Schnorrer erkennt, was da wirklich vor sich geht.
Während Bukarest sich immer mehr spaltet, der Schwarzmarkt blüht und die Beschaffungskriminalität bizarre Formen annimmt, wird bei Guy und Harriet getanzt, Champagner getrunken und Kaviar gegessen, als gäb's kein Morgen. Immer mehr Zigeuner, Juden, "entartete" Künstler und Homosexuelle verschwinden. Die illustre Gesellschaft schließt die Augen und sitzt einem großen Irrtum auf...
Harriet ist Olivia Mannings alter ego. Sie selbst war mit ihrem Mann in Bukarest und konnte nur knapp der feindlichen, deutschen Übernahme entgehen. Als Zeitzeugin schreibt sie eindringlich und haargenau von den Zeichen einer Zeit, die man nur richtig hätte deuten müssen.
Der größte Reichtum ist das Leben - nichts mehr und nichts weniger. Und, neu übersetzt, der erste Teil der  "Balkantrilogie".
Lesen!
Unbedingt lesen!

"Call of Wizardry"

Matt Ruff: "88 Namen" (Fischer / Tor) | 6.1.2021
Willkommen im Gefälle und Gehäcksel einer modernen Gesellschaft. In der  Hohen Zeit der virtuellen Welten verdienen drei Freelancer ihr Geld, indem sie sich täglich, stündlich und in mehreren Schichten abschlachten lassen bzw. ihre Gegner vernichten - wenns gut läuft. In einem lukrativen Online-Rollenspiel das Erfahrung, Geschick und viel Fingerspitzengefühl verlangt, stellen die "Drei Musketiere" ihre Avatare zur Verfügung und häufen schnell und im gegenseitigen Wettbewerb viel Geek-Gold an.
Um Siege zu feiern, sich zu besaufen, Sex zu haben, neue Strategien zu entwickeln oder einfach mal gemeinsam zu chillen, treffen sich die Avatare der Avatare in Chatbars-clubs oder -schlafzimmern...Und es hat lange gedauert bis ich kapiert habe, dass wirklich alles und alle virtuell und nichts und niemand echt ist!
 Als das Spiel in die reale Welt einbricht, ein ominöser und stinkreicher "Mr Jones"  der nord-koreanische Diktator KIm Jong-un sein könnte und plötzlich Waffenhandel und Geldwäsche auf der Agenda der Spieler stehen, ist Schluss mit lustig für John Chu und seine Gefährten. Es geht um Leben und Tod.
Aus den taffen Kämpfer*innen werden Richard Kimbles auf der Flucht., die sich allesamt mit den falschen Leuten eingelassen haben. Kein Ort ist sicher und das Ministerium für Internetkriminalität ist ihnen ebenfalls schon längst auf den Fersen...
Wow! Super spannend! Super cool! Super witzig!
Ich hab ziemlich viel krudes Zeug gelernt! Hat Spaß gemacht!
Lesen!
Unbedingt lesen!

Was wäre wenn...

Laurent Binet:" Eroberung" (Rowohlt Verlag) | 5.1.2021
Was wäre wenn Kolumbus gestorben und nicht mehr nach Europa hätte zurückkommen können? König Karl V in Portugal gestrandet, Erasmus von Rotterdam andere Briefe an Thomas Morus verfasst hätte und die Wikinger bis nach Südamerika gesegelt wären?
Dann hätten die Inka Europa erobert!
So jedenfalls erzählt uns Binet, im Herzen wohl einer der größten Conqistadoren,
die Geschichte der Entdeckung Amerikas bzw. Europas.
Angefangen mit einer aufsässigen, wild gewordenen Grönlandbraut, die sich ein Schiff des Bruders uner den Nagel reißt und mit ihren starken Männern bis nach Südamerika gelangt. Mit ihr, man lese und staune: ein Virus. Das erhebt, durch weise Orakelei, die Wikingerin zur Königin, lässt aber jede Bevölkerungsgruppe so dezemiert zurück, dass die Menschheit gezwungen wird sich neu zu vereinen und ordentlich zu vermischen.
Nach großartigen Kämpfen, blutigen Schlachten (da rollen die Köpfe) und diversen Machtspielchen, wird die Inquisition verbannt, die "95 Thesen der Sonne" an Wittenbergs Türen gehauen und die Häupter der Europäer mit Federschmuck, statt Hüten verziert.
Eine großartige Alternative zur klassischen Weltgechichte. Schelmenroman trifft auf Lederstrumpf und gemeinsam begegnen sie Simplicissimus Teutsch. Von Francisco Pizarro über Cervantes und Montaigne läuft alles auf, was Rang und Namen hat.
Das ist klug! Das sprüht vor Witz und Einfallsreichtum! Das ist ganz großes Kino!
Lesen!
Unbedingt lesen!

Dauernd Sex is auch keine Lösung!

Daniela Krien: "Die Liebe im Ernstfall" (Diogenes) | 30.11.2020

Als Jorinde sich ihren "Joringel" geangelt hat, bekommt das Leben wieder einen echten Sinn. Alles ist gut, die Herzen schlagen im gleichen Takt, die große Liebe zeigt sich lange von ihrer besten Seite. Blöd nur, dass der Mann dauernd Sex will und die Frau eher nicht. Schwanger werden und somit endlich "eine Ruh" vorm Bettsport haben, stellt sich dummerweise nicht ein. Der Mann fühlt sich nicht geliebt und unverstanden, findet eine neue große Liebe. Mit der es am Ende ähnliche und andere  Probleme gibt...Paula, Brida, Jorinde, Malika und Judith - egal ob Musikerin, Schauspielerin, Buchhändlerin, Autorin oder Mutter: alle  stolpern sie über ihrer eigenen Füße, wollen gefallen. Den Eltern, den Männern, den Kollegen, den Freunden. Gehen hart mit sich ins Gericht.
Und das ist so anstrengend!
Am Ende tun sich die zusammen, die schon lange nichts mehr voneinander wissen wollten. Und es funktioniert! Die alleine bleiben, kommen irgendwann zu sich selbst und der Erkenntnis, dass ein Leben ohne Fremdbestimmung gar nicht so schlecht ist. Alles hat seinen Preis und jedes Ding zwei Seiten. Wohl dem, der sich auf seinen eigenen Kompass verlassen kann. Der muss nur richtig eingestellt werden und dann ist das mit dem glücklich sein gar nicht so schwer.
Und ja, das Leben ist eines der härtesten und manchmal ziemlich fies. Aber wenn man nicht alles so bierernst nimmt und das ganze Ding etwas sportlicher sieht, macht es mitunter richtig Spaß!
Lesen!
Unbedingt lesen!

 


Zwei Farben schwarz

Brit Bennett. "Die verschwindende Hälfte" (Verlag Rowohlt) | 18.11.2020
Stella und Desiree sind hellhäutige schwarze Zwillinge, die in den 1950er Jahren in der Nähe von Louisiana geboren werden. In einem Kaff, dass selbst  die letzte Lynchjustiz erlebt hat, die Schwarzen immer weißer werden und sich erstaunlicherweise  gegen "schwarze Schwarze" verschwören. Man will unter sich bleiben und duldet keine neuen Nachbarn, die nicht die richtige Hautfarbe haben. Die Mädchen erkennen schnell, dass ihre Zukunft auf keinen Fall in "Mallard" liegt und verschwinden bei Nacht und Nebel aus dem kleinbürgerlichen Niemandsland. Untergetaucht in New Orleans trennen sich bald die Wege der Schwestern. Während Desiree einen schwarzen Erzeuger für Ihre Tochter Jude auswählt, nutzt Stella ihre Chance als "weiße" Sekretärin ihren Chef zu heiraten und die Tür hinter ihrer wahren Herkunft und ihrer Schwester, für immer zuzuschlagen. Während sie ihr Leben und das ihrer Tochter Kennedy in der Welt der Weißen auf einer Lüge aufbaut, gehen Desiree und Jude zurück nach "Mallard". Jude und Kennedy  lernen sich auf ihrer wilden Suche nach Idendität und neuer Heimat kennen. Nicht ahnend,dass sie miteinander verwandt sind, freunden sich die beiden unterschiedlichen jungen Frauen für kurze Zeit an und kommen einem gefährlichen Familiengeheimnis auf die Spur. Mit von der Partie sind Brian, der sich zwei mal die Woche als Frau verkleidet und Rees, der Jude  mehr liebt als sein Leben aber eigentlich eine Frau ist...Was ist Heimat und was Familie? Wer bin ich? Wer will ich sein und welchen Preis bin ich bereit dafür zu zahlen?
Tolles Buch! Richtig gute Unterhaltung mit allem was dazu gehört! Ich liebe es!
Lesen!
Unbedingt lesen!

Zwischen Zombies und Federschmuck

Louis-Karl Picard-Sioui. "Der große Absturz" Stories aus Kitchike (Secession) | 27.10.2020

Wer Tommy Orange " Dort Dort" gerne gelesen hat, sollte sich unbedingt der Kehrseite der indigenen Bevölkerung widmen. Hier sind die "Indianer" noch im Reservat zu Hause und doch auch auf dem Absprung. Pflegen Ihre Traditionen und treten sie gleichermaßen mit Füßen. "Zieh Federn an und Fransen, das ist Pflicht (...) Und dem Cashflow schadet's nicht"! Im Reservat funktioniert alles genau so, wie in jeder anderen beschissenen Kleinstadt Québecs. Arbeitslosigkeit,  Langeweile, Drogen, Alkohol, Korruption.
Alle haben die Schnauze voll von ihrer eigenen Mittelmäßigkeit, jeder hat Träume und große Ziele. Dafür müsste man nur mal eben den Arsch hochkriegen.
Dem Reservatschef geht selbiger auf Grundeis.  Kurz vorm großen Absturz merkt er, dass er sich mit den falschen Leuten eingelassen hat. Doch wie den Karren jetzt noch rumreißen und Verbündete finden? Wo steht die nächste Zeitmaschine und warum ist der Medizinmann eigentlich nie da, wenn man ihn braucht...
Gleichzeitig wahr und völlig absurd. Mal witzig und traurig, höchst poetisch und zutiefst brutal. Und immer mit einem lakonisch kolonialen, politischen Subtext kommen diese kurzen Geschichten daher. Erstmal völlig unabhängig voneinander. Am Ende fügt sich ein Schnipsel an den anderen und ergibt ein Bild der Auferstehung durch Selbstzerstörung. Ein Phönix aus der Asche!
Krass! Großartig!
Lesen!
Unbedingt lesen!


Der Schwule und das Flittchen

Helen Weinzweig:"Von Hand zu Hand" (Verlag Wagenbach) | 23.10.2020
Die Geschichte ist schnell erzählt: zwei Menschen legen sich die "Fesseln der Ehe an" um endlich frei zu sein. Scheinbar völlig ohne roten Faden, gleich einer "Loseblattsammlung" wird von einer Hochzeit der Upper Class Torontos erzählt. Jeder einzelne geladene (und ungeladene!) Gast hinterlässt eine Giftspur nur um gleichzeitig selbst demontiert zu  werden. Es wird gebissen und gekratzt, gespuckt und verflucht - alles unter dem Deckmantel der Höflichkeit. Das Brautpaar: ein homosexueller Mann und eine promiskuitive Frau. Beide verlassen, verraten, verbrämt - in Ungnade gefallen. Die Hochzeitsgäste: gedemütigt, wütend, gemein und gehässig. Alte Wunden reißen auf, alle hatten irgendwie miteinander zu tun und sich gegenseitig das Leben schwer gemacht. Das Brautpaar muss einmal durch die Hölle und wieder zurück um sich  am Ende gegenseitig die Absolution zu erteilen.
Während die Meute hetzt, den frisch Vermählten das Hochzeitszimmer abhanden kommt und die Kälte sie zwingt einander ganz nah zu sein, gibt es auf die Frage: Bereit? nur eine Antwort:Bereit!
Wie großartig diese Autorin die Gesellschaft im Allgemeinen und die Menschen im Besonderen unter die Lupe nimmt! Es macht diebischen Spaß diesen literarischen Sprenkeln, menschlichen Versagens zu folgen. Wie schön wir uns doch alle selbst belügen. Augen zu und durch! Und wenn es schief geht, sind es immer die anderen, die Schuld haben.
Liebe allein ist einfach nicht genug!
Lesen!
Unbedingt lesen!