Tennessee, 1873. Nach dem verlorenen Bürgerkrieg haben Thomas McNulty, John Cole und das Lakota-Mädchen Winona endlich als Familie auf der Farm von Lige Magan ein Zuhause gefunden. Doch das Glück währt nicht lange. Die Banken sind pleite, das Land ist tief gespalten, hungert und gibt die Schuld den eingewanderten Iren, gescheiterten Unionssoldaten und allen übrig gebliebenen Ethnien. Im Streit um die Aufhebung der Sklaverei, wird mehr gelyncht, gefoltert und getötet denn je. Der Ku-Klux-Klan wittert seine Chance, zieht mordend und plündernd durchs Land und macht selbst vor Weißen nicht halt. Winona, fast erwachsen, klug und gut gebildet wird von einem weißen Nachbarsjungen umworben. Eine Lawine der Ablehnung, des Hasses und brutaler Übergriffe wird losgetreten, die alle Mitglieder der Farm in größte Gefahr bringt.
Wie in "Tage ohne Ende" wird die Geschichte der Depression während und nach dem amerikanischen Bürgerkrieg erzählt. Eine Geschichte über Rassismus und politische Fehlentscheidungen. Über blindes Vertrauen und wahre Freundschaft. Über Hass, Rache und am Ende auch über Liebe und die Fähigkeit einander zu vergeben.
Lesen!
Unbedingt lesen.
Ein "Grenzkonflikt" zwischen Pest und Hexenverbrennung.
So wie der Sebi nicht aufs Feld gehört, in keine Soldatenuniform passen will und schon gar nix im Kloster verloren hat, ist der Halbart für alles, was Mühe, Arbeit und Verdruss macht wie geschaffen. Ein geflohener Jude, einer der "ins Feuer gehört" und grad noch mit dem Leben davongekommen ist.
Im Gesicht halb verbrannt und die andere Hälfte mit wildem Bart versehen, findet der Einsiedler in der Nähe eines kleinen schwyzer Dorfes Zuflucht.Weil dem Halbbart die Worte fehlen, zu grausam war das Progrom, dem er zum Opfer fiel, erschafft der kleine Eusebius ihm kurzerhand einen Lebenslauf. Manchmal muss man Geschichten erfinden, umdenken oder neu zusammensetzen. Und wenn die Geschichten dann richtig gut sind, erschaffen sie eine Wirklichkeit - können trösten, Hunger stillen und sogar Leben retten. Im Mittelalter geht man nicht zimperlich miteinander um. Kirchliche und weltliche Obrigkeiten führen ein hartes Regiment.
Da wird gemordet und gemeuchelt, verbrannt, "geviertelt und geteilt", dass es einem die Schuhe auszieht. Und nachdem die Söldner aus den Kriegen in Italien zurückkehren, hat selbst im Dorf, wo alle versuchen friedlich miteinander auszukommen, keiner mehr was zu lachen. Dabei wollen alle eigentlich nur den habsburger Machtansprüchen den garaus machen. So ersinnen Sepi und der Halbbart eine kluge List, die die auf Krawall gebürsteten Soldaten beruhigt und den Habsburgern eine vernichtende Niederlage beschert.
Ein Hochgenuss! Äußerst sprachgewaltig wird hier fabuliert und ganz nebenbei lernt man noch so einiges über die historische Schlacht von Morgarten. Mit den wachen Augen eines einfachen Kindes, das weit über den Rand seines Dorfes blickt, schaut man auf eine Geschichte die sich vielleicht so zugetragen hat - vielleicht aber auch nicht...
Schade, dass sich der Halbbart nicht auf der Shortlist positionieren konnte. Hat mehr Zeug dazu als Hettches "Herzfaden". Würde ich sagen! Aber mich fragt ja mal wieder kein Schwein.
Wir sollten unsere Smartphones, Computer und Fernseher einfach aus dem Fenster schmeißen und uns aufs Geschichten erzählen verlegen. Könnte helfen!
Lesen!
Unbedingt lesen!
Während Adam sich auf seinen High School Abschluss vorbereitet, scheitert das "Debattier Wunder" an sich selbst und der Orientierungslosigkeit einer ganzen Generation weißer, priviligierter amerikanischer Jungs. Die Sprache als Vehikel gedacht funktioniert nicht mehr. Vater Jonathan, ausgewiesener Experte im analytischen Umgang mit "verlorenen Mann-Kindern" erkennt die verzweifelte Sprachlosigkeit des eigenen Sohnes nicht oder viel zu spät.
Jane, Adams Mutter, eine berühmte feministische Autorin weiß, wie Sprache zum gefährlichen Schweigen werden kann oder einem die Worte im Mund verdreht werden. Und Darren, psychisch labil, in einer permanenten Opferrolle, Patient von Jonathan und das reinste Pulverfass, hat viele Worte, die keiner hören will. Was sagen wir, wenn wir etwas sagen? Was meinen wir und was versteht das Gegenüber? Wer bestimmt, was, wo gesagt werden darf?
In Topeka, am Arsch der Welt, herscht Ordnung, solange alle die gleiche Meinung haben, Frauenfeindlichkeit und Homophobie ausgeblendet werden und religiöse Fanatiker politische Bildung vermitteln dürfen. Und wehe, da kommt eine und sagt, wie es auch anders und sogar besser gehen könnte...
Um die Jahrtausendwende versucht eine dysfunktionale Familie sich zu retten, während das ganze Land auf ein großes Desaster zusteuert. Nicht ohne Witz und mit viel Situationskomik lesen wir uns in die Ära Trump ein, ohne es zu merken. Warum und wieso dieser Verrückte und seine Vasallen soweit kommen konnten, fällt einem (nochmal und immer wieder) wie Schuppen von den Augen. Und die alte Weisheit, "dass "nichts so schlecht, dass es nicht für irgend etwas gut ist" hilft da auch nicht wirklich weiter.
Was für ein Buch!
Brilliant! Unglaublich! Für mich der "beste Lerner" und neues Lieblingslieblingslieblingsbuch!
So klug! So witzig! So scharfsinnig!
Hammer!
Lesen!
Unbeding Lesen! (Das ist ein Befehl!)
Chicago "boystown" 1985. Schwule Clubs und heiße Partys. Drogen, Alkohol und Exzesse "bis der Arzt kommt" bzw. Man(n) feste Beziehungen eingeht, monogam bleibt und häuslich wird. Mit der Liebe ist es überall gleich: man findet und verliebt sich, die Liebe endet und eine neue kommt - oder auch nicht. Untreue, Eifersucht, Misstrauen... Drama. In jeder Konstellation das gleiche. Und mittendrin die kleine Fiona, die sich aufopferungsvoll um den großen Bruder kümmert. Persona non grata und seit seinem coming out vor die familiäre Tür gesetzt. Später wird sich die "kleine Fibi" alle nicht schwulen Männer unter den Nagel reißen und inmitten einer großen, selbst gebastelten Familie ein paar sehr glückliche Jahre haben.
Dass Liebe retten wie auch töten kann, wissen wir seit dem es HIV (und viele Jahre kein Gegenmittel) gibt. Wie ein ungewisser Virus alles lahmlegt, spaltet oder zu Kamikazetaten verführt, haben wir selbst in letzter Zeit erfahren. Jeder geht anders mit dem um was er nicht kennt, was ihm Angst macht.
Der zweite Erzählstrang führt nach Paris ins Jahr 2015, mit Blick auf die Kunstszene der 1920er Jahre rund um Modigliani. Der Bezug zu den Protagonisten der achtziger Jahre gibt der Geschichte einen tollen Twist. Alle sind irgendwie miteinander verbunden. Und während eine Mutter ihre verlorene Tochter sucht und endlich findet, versetzen die Terror-Attentate rund um das "Bataclan"die Stadt in Angst und Schrecken. In Chicago war 2015 aus "boystown" "manstown" geworden, der Sex etwas safer die Demonstrationen für Gleichberechtigung etwas erfolgreicher, das Leben hatte sich auf eine fragile Art und Weise stabilisiert.
Und doch ist Stabilität im Leben immer nur vorübergehend...
Leute, lest dieses Buch - es ist umwerfend!
Man inhaliert die Geschichte, nimmt die Protagonisten ans Herz, lacht und liebt und leidet mit ihnen. Wer Franzen, Chabon, Lethem, Yanagihara oder T. C. Boyle auch nur ein bisschen mag, wird Rebecca Makkai zu Füßen liegen.
Lesen!
Unbedingt lesen!
Berlin.Nationalgalerie 1896.
Der geniale neue Museumsdirektor Hugo von Tschudi traut sich was. Der modernen "Malerei des Augenblicks" verfallen, schafft Tschudi die neuen franzözischen Impressionisten von Paris direkt in die Bodestraße. Und erregt die Gemüter! Kaiser Wilhelm, immer unsicher im öffentlichen Auftreten wegen seiner verkrüppelten "kleinen" Hand, hasst das moderne Geschmiere und den selbstsicheren, nochalanten jungen Kunstkenner. Versteht die neue Art der Malerei nicht, bereut bitter diesen "Taugenichts" auf jenen Posten gehievt zu haben und überlegt den Querulanten wieder loszuwerden. Bode schmiedet ganz eigene Ränke gegen den verrückt gewordenen Hugo von Tschudi. Er selbst hätte wohl gerne das Museum unter seiner Fuchtel gehabt. Und der zwergenhafte Ausnahmekünstler Menzel macht sich die Aufregungen um Manet, Monet, Pissarro, Rodin und Cézanne...ganz anders zu Nutze.
Die tragische Krankheit "Lupus Vulgaris", die Tschudi bald zwingt dauerhaft eine Gesichtsmaske zu tragen (wer könnte das besser nachvollziehen, als wir!) treibt den ruhelosen Mann nach Spanien und lässt ihn dort nicht nur weitere Kunstschätze sondern auch seine schöne Frau finden. Die wiederum keinen Hehl daraus macht, wie schlecht es um Deutschland bestellt ist. Auch das ein Dorn im Auge der Gesellschaft. Max Liebermann, großer Anhänger des Impressionismus und glühender Verehrer Tschudis, ist einer der wenigen Menschen, die Hugo immer wieder ermuntern sein "Projekt der Moderne" nicht aufzugeben. Doch die Deutschen scheinen weit entfernt vom Abschied des Klassizismus...
Was für ein Buch!
Komisch und tragisch zugleich wird von einem ganz besonderen Menschen erzählt, der seiner Zeit weit voraus war. Einer schwierigen Zeit, von Menschen geprägt, die ihre eigenen Unsicherheiten mit lautem Gebrüll, Ausgrenzung und dummen Entscheidungen kaschieren.
Und wie wichtig Kunst in all ihren Facetten ist, merkt man erst wenn man sie nicht mehr hat!
Lange nachdem Tschudi der Nationalgalerie den Rücken gekehrt hat, wollen die Künstlerkreise ihn zurück. Doch manchmal ist ist es einfach zu spät, falsche Entscheidungen zu revidieren.
Lesen!
Unbedingt lesen!