Dann hat man Glück gehabt. Fliegen die Engel nicht, siehts eher düster aus.
Wie bei Boris dessen Hippie-Mutter ihm in Indien die Kinderlähmung an den Hals bzw. die Beine gehängt hat und der im Leben nur als Krüppel, Spasti oder "der mit den Beinen" rangiert.
Oder bei Nene, die von ihrem Vater ihr halbes Leben lang grün und blau geschlagen wurde und auch sonst wenig Schönes erfahren hat. Sich aber niemals als Opfer sieht, versucht zu vergessen und ihren Platz in der Gesellschaft zu finden.
Boris schreibt sich und jeglichen Anspruch auf ein bisschen Glück ab - wer will schon einen Klotz am Bein haben. Als Menschenfeind kultiviert er seine Unzulänglichkeiten und seine dunklen Stimmungen.
Hat aber die Rechnung ohne Nene gemacht.
Als sie das erste Mal in seine Puma-Augen schaut, sind die verdrehten Beine nebensächlich. Bis Boris kapiert, dass Nene ihn wirklich will wird auf hundertdreiundzwanzig Seiten eine bizarre, schöne, traurige, humurvolle, unglaubliche Liebesgeschichte erzählt. Coming of Age für Fortgeschrittene.
Das hat's lange nicht gegeben! Kein Wort zu viel. Und doch erzählt die Autorin ganz großes Kino (schreit nach Verfilmung) haut uns das Leben um die Ohren und reißt uns das Herz raus. Gott sei Dank kriegen wir es am Ende zurück!
Dieses Buch ist ein Orkan! Ein Feuerwerk und eine krasse, kurz gefasste Bestandaufnahme unserer Gesellschaft! Man muss dem Glück nur einen Stuhl vor die Tür stellen. Und sie bitteschön auch öffnen!
Hammer! Ich bin noch ganz verstrahlt von diesem Buch.
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UNBEDINGT LESEN!
Während Abels Eltern und nahezu das ganze Dorf von FARC- Rebellen ausgelöscht werden, schließt der Junge sich den Paramilitärs an. Die einzige Möglichkeit zu überleben. Viele Jahre später versucht Abel auszusteigen. Der Friedensvertrag zwischen den Rebellen und der Regierung schafft ein Programm zur Resozialisation der Drogenrebellen. Abel will helfen einen der grössten Drogenbosse dingfest zu machen und gerät doch immer wieder zwischen die Fronten. Längst gibt es so viele gewalttätige Untergruppen und Abspaltungen, dass die Grenze zwischen Gut und Böse fließend und nicht mehr verhandelbar ist. In Kolumbiens Dschungel herrscht Gewalt, Korruption und eine bittere Armut. Die Bauern kämpfen täglich ums Überleben. Während die Amerikaner Kolumbien "technisch" unterstützen, in Afghanistan Krieg gegen die Taliban führen, versuchen drei Männer mit Kriegserfahrung und eine junge Journalistin den gordischen Knoten Kolumbiens zu lösen. Schnell wird klar, dass alles mit allem zusammenhängt und im "neuen Kolumbien" kein Messias gebraucht wird. Zwischen Kokabauern, der Regierung, Narcos, Guerilla, Mil Jesúses und verschiedene Paramilitärs zu vermitteln bedarf großen Mut, eine Portion Wahnsinn und viel Fingerspitzengefühl. Aber war es richtig, dass Amerika sich derart eingemischt hat? Wie funktioniert die globale Kriegsführung? Wie effizient ist sie wirklich und wie überschaubar? Was macht andauernde Gewalt mit denen die sie erfahren und denen, die sie ausüben?
Ein irres Buch über den US-amerikanischen Krieg, fatale Entscheidungen und der Gier nach Macht.
Erschütternd und wahnsinng spannend.
Nichts für schwache Nerven und zarte Seelen!
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Unbedingt lesen!
Während eines heftigen Streits mit ihrer Mutter, wird die zwölfjährige Ellen kurzerhand aus dem Auto befördert. Viele Kilometer vom "Berg" entfernt. Ihrem Wohngebiet direkt am Wald - exponiert, dünn besiedelt und wo jeder jeden kennt. Als Ellen beschließt nach Hause zu trampen, dem "Barbie-Mann" in die Hände fällt, ihr Geheimnis nur mit der älteren Schwester und besten Freundin teilt, nimmt ein fatale Entwicklung ihren Lauf. Erstmal geht das Leben einfach weiter.
Die Mutter alleinerziehend und chronisch überfordert bemerkt die Veränderung ihrer Kinder kaum. Die Geschwister erziehen sich ohnehin gegenseitig, kümmern sich um- und verlassen sich aufeinander. Setzen auf Feunde und Nachbarn. Und werden erwachsen. Es wird geraucht, getrunken und geknutscht. Lagerfeuer gemacht, Gras geraucht und Vermutungen angestellt über das was Erwachsene sonst noch so tun. Und nicht nur Ellen hat ein Geheimnis. Der Vater ihrer besten Freundin trifft sich mit einer Frau, die nicht seine ist. Sagt man das oder behält es für sich? Ist es fair der Freundin den Vater zu nehmen nur weil man selbst keinen mehr hat? Und was ist wirklich an den Geschichten über die "halbstarken Boyz n the Hood" dran? Wer ist Freund und wer ist Feind? Wem kann man trauen? Wie schwierig es ist erwachsen zu werden und es zu sein bringen die fünf Geschwister, deren Freunde und Eltern genau auf den Punkt. Wie wichtig die richtigen Freunde, wie schwer sie zu finden sind und dass nicht immer auf Bauchgefühl und "sympathisches Nervensystem" zu wetten ist. Familie kann man sich nicht aussuchen und ist selten verhandelbar. Man hat sie am Hals ob man will oder nicht. Und manchmal vermisst man die, die es einem am schwersten gemacht haben. Ob der "Barbie-Mann" seine gerechte Strafe bekommt oder nicht und wer dafür sorgt, dass die Welt am Ende wieder in Ordnung ist, macht diesen Entwicklungsroman zu einem Krimi und absoluten Pageturner.
Ein ganz großes Debut! Das haut richtig rein. Aus dem Englischen(!) - also nix mit patriotischer Schönfärberei!
Hammer!
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Unbedingt Lesen!
Ein guter Mensch zu sein ist nicht immer einfach. Selbst wenn man erleuchtet, bekehrt und im Dienste Gottes steht. Das erfahren schmerzlich der evangelische Pastor Russ auf Abwegen, seine Frau Marion auf Kriegspfad und seine vier Kinder, die auf der Suche nach sich selbst alle mehr oder weniger die falsche Abzweigung nehmen. Während der hochbegabte Sohn mit Drogen dealt, die aufmüpfige Tocher das erste mal verliebt ist, träumt der kleinste Spross vom besseren Leben und der größte bekennt sich aus reiner Provokation zu Vietnam. Die 1970er Jahre verbreiten ihren unwiderstehlichen Sound, Frauen legen ihre BHs ab und emanzipieren sich, Männer lassen sich die Haare wachsen, verweigern den Kriegsdienst. Alle reden von Freiheit und Selbstbestimmung. Pfarrer Russ versucht seine Gemeinde in der Kirche zusammenzuhalten, scheitert aber an den neuen Jugendbewegungen. Seine Familie, an den Rändern längst aufgelöst, gibt ihm weder Halt noch Zuversicht und wird durch sein Begehren einer jungen Witwe aus der Gemeinde zum Wendekreis des Krebses. Die Turbulenzen die Chicago teilweise lahmlegen, wirbeln auch das geordnete Leben der Hildebrandts gehörig durcheinander und stellen pastorale Vorsätze, Nächstenliebe und Uneigennützigkeit auf eine harte Probe. Jeder will ein besserer Mensch sein oder werden. Aber nur wenn es selbst nicht weh tut!
Der erste Teil dieser Trilogie führt uns durch einen Tag tiefster Zerrissenheit einer liberalen Vorstadtfamilie. Da wir ständig vor- und zurück getrieben, einzelne Familiemitglieder genau gescannt werden und keine Leiche im Keller verborgen bleibt, reiten wir mit den Hildebrandts jede Welle des familiären Wahnsinns ab.
Irres Buch. Ein Kosmos der Lügen und Geheimnisse, den man so schnell nicht verlassen möchte.
Je tiefer man eintaucht um so stärker wird der Sog - man kann sich dem kaum entziehen.
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Unbedingt lesen!
Was macht man, wenn die Liebe nach langer Ehe abhanden gekommen ist, der alljährliche Aktivurlaub ins Wasser bzw. Feuer fällt und die Alternative eine Auszeit ohne große Ablenkung auf einem maroden Bauernhof sein soll? Augen zu und durch und die Gelegenheit der Zweisamkeit beim Schopf packen! Nach dreißig Ehejahren hat Peter keine Lust mehr auf Sex, flüchtet sich in seine Bücher, fühlt sich unverstanden - von seinen StudentInnen, seiner Frau, den erwachsenen Kindern...Rahel liebt und achtet ihren Mann und hätte gerne noch etwas mehr als geistreiche Gespräche und gemeinsame Spaziergänge. Während die beiden ein ehemaliges Aussteigerdomizil in Brandenburg hüten, Peter den altersschwachen, fluglahmen Tieren näher ist als seiner Frau, versucht Rahel etwas Boden gutzumachen, herauszufinden wo sie als Paar stehen und was noch geblieben ist. Als sich Tochter Selma mit den Enkelkindern aufdrängt, die lieber unter als am Tisch essen und auch sonst ziemlich anstrengend sind merken Peter und Rahel, dass sie durchaus noch gut an einem Strick ziehen können. Während die Tochter den Eltern ihre Eheprobleme überstülpt, kommen bei ihnen endlich verdrängte Gefühle, verletzte Eitelkeiten, unausgesprochene Sehnsüchte und der Wunsch nach Veränderung hoch. Und am Ende hält nicht nur ein neues Rollenverständnis Einzug in ihre Ehe sondern auch die Liebe...
Wer schon früh Kinder bekommen hat, mit 50 nicht mehr wirklich jung ist sich aber auch noch nicht alt fühlt, wird jubeln über diese unaufgeregte, wahrhaftige Bestandsaufnahme. Kinder aufziehen, arbeiten und eine gelungenen Partnerschaft zu führen ist eine große Kunst, erfordert den ein oder anderen Spagat. Und gelingt nicht immer! Schön, dass hier am Ende mal alles gut wird, niemand zu Schaden kommt und das Leben einfach weitergeht - nur etwas aufgeräumter.
Tolles Buch!
Lesen!
Unbedingt lesen!