Oh Boy!

Suzette Mayr:"Der Schlafwagendiener" (Verlag Wagenbach) | 31.8.2023
Baxter ist schwarz, seinem eigenen Geschlecht zugeneigt und möchte gerne Zahnmedizin studieren. Alles schwierig, da wir das Jahr 1929 schreiben und der arme Kerl eher im Knast, als im Hörsaal landen würde. Doch Baxter hält sich an seinen starken Willen und ein veraltetes Lehrbuch über Zahnmedizin. Um sein Studium finanzieren zu können, heuert er als Schlafwagendiener auf der Strecke zwischen Montreal und Vancouver an. Das bedeutet: pausenloser Einsatz, kaum Schlaf und seine Würde im Zug, zwischen Kloputzen und Katzbuckeln, für die Dauer einer Fahrt an den Nagel zu hängen. Tapfer trotzt Baxter, unverschämten Geschäftsreisenden, bösen Großmüttern, verrückten Künstlern, frisch Verheirateten und einem liebestollen Doktor, der es ganz schön auf ihn abgesehen hat. Eine schlüpfrige Postkarte bringt den armen Baxter in die Bredouille und dann lässt auch noch eine Schlammlawine den Zug für mehrere Tage im Gleißbett ruhen. Die Stimmung an Bord hängt am seidenen Faden und die Dienerschaft wird auf eine harte Probe gestellt. Durch permanenten Schlafentzug verliert Baxter immer mehr die Kontrolle über sich selbst und seinen Waggon. Während er übermüdet halluziniert, laufen die Reisenden zu überdrehter Hochform auf...
Das ist großartig! Ein Panoptikum der Menschheit und ein Ritt durch die gesellschaftlichen Hirachien. Nichts ist wie es scheint. Alle haben irgendwo ein Geheimversteck und eine "Leiche im Keller". Skurril, abgefahren, höchst amüsant und toll übersetz von Anne Emmert.
Lesen!
Unbedingt Lesen!

Das irische Wort für Nein

Louise Kennedy:"Übertretung" Verlag Steidl)( | 25.8.2023
Belfast war schon immer ein schwieriges Pflaster. Katholiken und Protestanten machen sich das Leben gegenseitig schwer und im Bürgerkrieg 1975 eskaliert die Gewalt. Jede politische Äußerung, jedes falsche Wort kann eine ganze Familie auf die Todesliste bringen. Eine katholische Lehrerin, die sich dem Leid eines protetantischen Schülers annimmt, sich in eine Affäre mit einem bekannten Belfaster Prozessanwalt verstrickt, hinterlässt am Ende verbrannte Erde und verliert alles, was ihrem Leben einen Sinn gibt. Während Cushla versucht, ihre Schüler zu besseren Menschen zu machen, eine Liebe zu leben, die eigentlich keine Chance hat und einfach ein guter Mensch zu sein, hat sie schon längst mehr als eine Grenze übertreten. Die IRA hat sie auf dem Schirm, lange bevor sie merkt, dass alles, was sie tut sich ins Gegenteil verkehrt. Wem kann man trauen, wem darf man helfen, wer meint auch wirklich, was er sagt? Die eigene Mutter, alkoholsüchtig und völlig abgehalftert, kann ihr nicht zur Seite stehen und auch der Bruder, dessen Bar sich im "Höllenloch" der protetantischen Vorstadt befindet, muss seine eigene Familie vor den gefährlichen Untugenden seiner Schwester schützen. Alles geht den Bach runter, keine Rettung in Sicht. Viele Jahrzehnte später erfährt die ehemalige Lehrerin dann doch noch einen kleinen Triumph und spürt, dass ihre Solidarität nicht ganz umsonst war...
Inmitten von Gewalt, Arbeitslosigkeit und sinnlosen Konflikten das Herz am rechten Fleck zu behalten und sich nicht verbiegen zu lassen, ist das einzige Instrument, was jedem Menschen an die Hand gegeben wird. Man muss sich nur trauen, es einzusetzen.
Tolles Buch! Traurig und kraftvoll zugleich.
Wunderbar übersetzt von Claudia Glenewinkel und Hans-Christian Oeser
Lesen!
Unbedingt!

Leiden auf hohem Niveau

Paolo Giordano:"Tasmanien" (Verlag Suhrkamp) | 18.8.2023
Tasmanien könnte eine Option sein. Reichlich Süßwasservorräte, klimatisch gute Lage und als Insel klein genug zur Verteidigung. Sollte die Welt wirklich den Bach runtergehen. Und das wird sie. Außer wenn die totale Auslöschung der Menschheit enttabuisiert würde. Und das wird wahrscheinlich nicht passieren. Also sollte jeder einen Plan B haben...
Ausgerechnet in Zeiten von Terroranschlägen, Wirtschaftskrise und Klimawandel, versucht Paolo, Journalist und Autor, ein Buch über ein heikles Thema,  die Atombombe, zu schreiben. Gerät aber ziemlich schnell in eine Schreibblockade und Schaffenskrise. Getrieben vom vermeintlichen Ende seiner Ehe, einer tiefen Traurigkeit und dem Wunsch, sich neu zu erfinden, ergreift Paolo die Flucht nach vorn. Reist durch die Welt, berät sich mit Wolkenexperten und Klimaaktivisten. Besucht Vorträge zur Terrorismusbekämpfung und Nachhaltigkeit. In einsamen Hotelzimmern lässt er sein Leben Revue passieren. Erinnert sich an bizzare Liebesspiele, groteske Freundschaftdienste, die Unfähigkeit ein gemeinsames Kind zu zeugen. Während einer Gedenkfeier in Hiroshima und später in Nagasaki wird Paolo klar, dass alles passiert, was passieren muss. Dass alles miteinander zusammenhängt und nicht immer einen Sinn ergeben kann. Es ist leicht daran zu verzweifeln aber auch der Mühe wert, sich dem entgegenzustellen.
Da holt uns aber einer ganz schön ab! Gut zu wissen, dass es anderen Menschen ähnlich geht und man nicht allein so unglücklich, über den Status quo der Welt ist. Obwohl wir ja "alles haben", nicht im Krieg sind und eigentlich auf sehr hohem Niveau jammern. Fragt sich nur, wie lange noch...
Ein sensationelles, wichtiges Buch! So klug und genial komponiert! Und großartig übersetzt von Barbara Kleiner.
Lesen!
Unbedingt!

Wie setzt man den Wert von Tränen fest?

Emmanuel Carrere:"V13" (Verlag Matthes & Seitz) | 14.8.2023
Am Freitag (vendredi) dem 13. (deshalb V13) wurden in Paris drei Attentate zur gleichen Zeit verübt. Hunderdreißig, meist junge Menschen verloren dabei ihr Leben und viele für immer schwer traumatisiert und körperlich versehrt. Der längste Gerichtsprozess der franzözischen Geschichte: 9 Monate, 14 Angeklagt, 1800 Nebenkläger und 350 Anwälte. Carrere bgleitet diesen "Jahrhundertprozess" Tag für Tag und lässt Opfer und Täter exemplarisch für die Geschichte des Terrorismus zu Wort kommen. Viele Fragen stellen sich im Laufe der Verhandlungen. Wie sind die elf verbliebenen, angeklagten Terroristen zu bewerten? Wie weit reichte ihre Komplitzenschaft? Warum hat Salah Abdeslam nicht auch seinen Sprengstoffgürtel gezündet? Eine Fehlkonstruktion oder plötzlicher Sinneswandel? Und wie sind diese jungen Männer überhaupt an eine Bande von Fanatikern geraten, die ihnen als Dschihadisten eine große Zukunft im Paradies verkaufen konnten? Angehörige von Opfern und Tätern schildern Lebensläufe junger Menschen, die sich erst irgendwann in unterschiedliche Richtungen entwickelt haben. Sehr eindrücklich und manchmal kaum auzuhalten, wird von Hintergrund, Planung und Durchführung eines ungeheuerlichen Attentats erzählt. Richter, Anwälte und Verteidiger setzen professionell alle Puzzlestücke zusammen und versuchen Recht und Gerechtigkeit in ein richtiges Gleichgewicht zu bringen. Man lernt viel über potenzielle aber extreme Gefährlichkeit, Funktionsschwäche der Nachrichtendienste, weißen Rassismus, fatales Polizeiversagen, Strafverteidigung, Opferschutz, Feigheit und großen Mut,  "humanitäre Rückholaktionen", fehlgeleitete Lebenswege und vor allem über die Fähigkeit nicht zu hassen. Es wird immer ein neues Molenbeek, ein anderes Syrien geben und eine Chance besteht nur, wenn wir aufmersam bleiben, dem Terror nicht das Feld überlassen und dem Hass unsere Hoffnung entgegensetzen.
Großartiges Buch und ein Plädoyer für Menschlichkeit und staatliches Rechtsprinzip. Eine Ode an die Demokratie und die Macht der Gesellschaft.
Und ebenso großartig übersetzt von Claudia Hamm.
Lesen!
Unbedingt lesen!

Die Madonna der Revolution- das Leben der Larissa Reissner

Steffen Kopetzky:"Damenopfer" (Verlag Rowohlt Berlin) | 7.8.2023
In der aufregenden Zeit zwischen den Kriegen, geht Larissa mit ihrem Mann, als Botschafterin der jungen Sowjetunion, nach Afghanistan. Schnell begreift ihr kluger, weiblicher Instinkt, dass die aktuellen Machtverhältnisse neu strukturiert werden müssen. Um dem geopolitischem Größenwahn des Empires etwas entgegenzusetzen, bringt die junge Revolutionärin in einer atemberaubenden Mission, das deutsche Militär und den russischen Geheimbund zusammen. General Tuchatschewski, der "rote Napoleon" und Ritter von Niedermayer gehen mit der schönen und klugen Amazone, eine Amour fou und ein geheimes Bündnis ein. In Deutschland und Russland aufgewachsen, kannte sie Lenin, zweifelte an Stalin und ist von dem Gedanken besessen, die Welt zwischen Komintern und Sozialdemokraten aufzuteilen. Für Freiheit und Gleichheit kämpft sie als erste Politkommissarin der Wolgaflottille und gewinnt Respekt und Anerkennung vieler Intellektueller und politischer Größen. Hüben wie drüben. Doch ohne Bürgerkrieg, die deutsche Revolution verlief im Sande, Ebert verkündete ledglich den Ausnahmezustand und ohne Volksaufstand in den russischen Gebieten, Stalins Schreckensherschaft erstickte jede Revolution im Kein, bleibt die beste Strategie nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Als Larissa Reissner 1926 mit nur dreißig Jahren an Typhus stirbt, stirbt auch die Möglichkeit einer gleichberechtigten Welt.
Was Babel, Pilnjak und Pasternak nicht vermochten, ist Steffen Kopetzky aufs Trefflichste gelungen. Ein Buch über eine Frau zu schreiben, die die Welt neu gedacht hat und am Ende, wie bei einem ihrer cleveren Schachzüge, selbst als Damenopfer in die Geschichte eingegangen ist.
Das ist ganz große Literatur. Unterhaltend und erhellend gleichermaßen. Ein Schelmenstück und die Geschichte einer Vision, die die Welt vielleicht zu einer besseren gemacht hätte.
Chapeau, Monsieur Kopetzky!
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Unbedingt lesen!
 

Schwule Mädchen, kampfbereit

Stephan Lohse:"Das Summen unter der Haut" (Verlag Insel) | 31.7.2023
Was die Schwester längst weiß, die Mutter ahnt und der Vater lange nicht wahrhaben will, treibt den vierzehjährigen Julle gehörig um. Dass er schwul ist, sich niemandem anvertrauen kann oder will, ist eine Sache. Sich aber über beide Ohren in den neuen Mitschüler zu verlieben ohne sich offenbaren zu dürfen, eine ganz andere. Die erste große Liebe ist immer das schönste und schwierigste Gefühl der Welt. Umso mehr, wenn man sich ano 1977 als Junge in einen Klassenkameraden verliebt. Axel wird Julles Gott, auf positive Weise. Immer wieder sucht er seine Nähe, zählt jede Stunde, jede Minute, die sie sich kennen und traut sich doch nicht reinen Tisch zu machen. Leidet Höllenqualen und macht lauter Quatsch, nur um Axel nahe zu sein. Dabei erleben sie kleine und mittlere Abenteuer, umschiffen größere Katastrophen und wachsen langsam  aus Fallerbahn und Kindersendungen heraus. Zwischen Nappo und Nogger, Asti Spumante und Telly Savallas vermischen sich in diesem Sommer, Kindheit und Erwachsenwerden, Freundschaft und Liebe. Ganz unaufgeregt und mit feinem Humor, erzählt Stephan Lohse über die Möglichkeit einer Liebe, die, auch wenn sie nicht erwidert wird, ein Gefühl für sich selbst zustande bringt.
Wenn es doch immer so einfach wäre!
Lesen!
Unbdingt Lesen!

Am Abgrund der existenziellen Banalität - C4 bis C12

Tess Gunty:"Der Kaninchenstall" (Verlag Kiepenheuer&Witsch) | 30.7.2023
Wo ist die verlorene Seele von "Vacca Vale" (Indiana) zu finden? Vielleicht im Kaninchenstall, einem Wohnkomplex mit dünnen Wänden und abgehängten Bewohnern. Einer echten Freakshow in einer fiktiven Stadt, deren gute Zeiten lange vorbei sind. Menschen, die versuchen irgendwie durch den Alltag zu kommen, Arbeits- und antriebslos, gelangweilt und frustiert aber voller Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung. Alles wirkt sich auf alles aus. Blandine, die gleich nach der Geburt ihren ersten Entzug hatte, Hildegard von Bingen als ihre beste Freundin ansieht und nach heiligen Qualen sucht.  Eine junge Mutter, die sich vor den Augen ihres Neugeboren fürchtet. Eine Frau, die qua Geburt unsichtbar ist. Ein Mann, der sich selbst zum Erwecker erkoren hat und durch Einreiben mit Leuchtfarbe, nachts den Schuldigen dieser Welt eine phosphoreszierende Lektion erteilt. Ein altes Ehepaar, dass dem Traum eines nie gelebten Lebens nachhängt und tote Mäuse vor den Türen der Nachbarn ablegt. Drei junge Männer, die aus Verehrung für Blandine und Langeweile (äußerst medientauglich) Tiere quälen. Immer wieder tauchen Kaninchen auf, in jedweder Form. Hoppelnd, lauernd, aus Porzellan, Plastik oder als Ragout. Was genau das bedeuten soll, bleibt ungewiss. Klar ist nur: zu viele Karnickel in einem Stall, beißen sich gegenseitig weg. Eine blutige Angelegenheit. Und so wird auch hier auf ein nicht gerade unblutiges Finale hingearbeitet. Drei Tage bevor Blandine aus ihrem Körper tritt, passiert all das was am Ende eine Ziege, ein Mädchen, eine Lichgestalt und drei Möchtegern-Influencer aus der Vorhölle des Lebens schmeißt und allen die Möglichkeit der Erleuchtung gibt....
Hammer! Schrill, durchgeknallt und großartig übersetzt von Sophie Zeitz.
Absolut heiß auch wenn man sich manchmal echt durchkämpfen muß und sich fast die Zähne ausbeißt:
Lesen!
Unbedingt Lesen!

Mazel tov?!

Dana Vowinckel "Gewässer im Ziplock" (Verlag Suhrkamp Nova) | 23.7.2023
Berlin, Chicago, Jerusalem. Die fünfzehnjährige Margarita ist, wie immer in den großen Ferien, zu Besuch bei den amerikanischen Großeltern. Die Mutter, gerade mal wieder in Jerusalem, glänzt seit über 10 Jahren durch Abwesenheit, will ihre Tochter aber endlich richtig kennenlernen. Der Vater, in Israel aufgewachsen, versucht seit Jahren in Berlin seine Rolle als Kantor und jüdischer Vorbeter zu etablieren und seit kurzem verzweifelt ,die weltlichen Verführungen von seiner pubertierenden Tochter fern zu halten. Man setzt das "Kind", dass schon länger und unbemerkt dem Kindsein entwachsen ist alleine ins Flugzeug und überlässt Margarita ihrer chaotischen Mutter. Dann wird es heikel und ziemlich aufregend, da nichts ist, wie es sein soll und Margarita in Jerusalem plötzlich ganz eigene Wege geht. Und während das Mädchen in Israels Geschichte eintaucht, sich zwischen jüdischer Tradition und lässigem, weltoffenem Strandleben in Tel Aviv bewegt, stellt Margarita, ihr Leben in Berlin, ihren Vater und selbst die geliebten Großeltern auf den Prüfstand. Ein Geheimnis über die jüdische Herkunft ihrer Familie, wird gelüftet und lässt Margaritas Glauben an die Wahrhaftigkeit ihrer Lebensgeschichte in den Grundfesten erschüttern. Die Frage, wo sie eigentlich hingehört, wo sie wirklich sein will, klärt sich erst, als ein Unglück geschieht und die ganze Familie zusammenkommen muss...
Herrlich und absurd, dieses Theater um Glauben, Tradition, Herkunft, Sehnsucht und Pflichtbewusstsein. Das Leben ist kein Wunschkonzert aber jeder hat irgendwann das Recht auf ein selbstbestimmtes Dasein und (mindestens) einen Wunsch frei!
Lesen!
Unbedingt lesen!

Und raus bist Du!

Emma Cline: "Die Einladung" (Verlag Hanser) | 23.7.2023
Alex ist 22 Jahre jung, schön und abgebrüht. Ohne Geld und wieder mal wohnungslos, ist ihr Körper das einzige Kapital, dass ihr noch bleibt. Um in der Upper Class einen Fuß in die Tür zu kriegen, bietet sie reichen, älteren Männern ihren "Escort Service" an und landet tatsächlich einen vermeintlichen Volltreffer. Simon, fasziniert von ihrer Jugend und der Möglichkeit, Alex ganz nach seinen Wünschen zu formen, nimmt die junge Frau mit ins Sommerhaus in den Hamptons. Scheinbar sorgenfrei drifted Alex durch die Tage, passt sich an, läst sich vorführen und verbiegt sich für ein bisschen Luxus. Doch das Eis ist dünn und die Nabelschnur zu den Schönen und Reichen kann jederzeit gekappt werden. Ein Fauxpas während eines Dinners katapultiert Alex zurück ins Nichts. Zwischen Dünen, fremden Häusern, Drogen, Alkohol und wechselnden Bekanntschaften, versucht das rastlose Mädchen irgendwie den Kopf über Wasser zu halten, lügt, betrügt und hinterlässt eine Spur der Zerstörung. Während sie vor Dom flüchtet, dem sie eine Menge Geld und entwendete Drogen schuldet, lässt sie alle, die ihr eine Hand reichen, über die Klinge springen ohne zu merken, dass sie selbst, mit ihrem wunden Herzen, schon längst am Boden liegt...
Krasse Geschichte, die kein gutes Gefühl hinterlässt. Man wird der Protagonistin schnell überdrüssig und doch hat man immer wieder Mitleid mit ihr. Könnte sie packen und schütteln oder einfach nur in den Arm nehmen. Nahezu körperlich unangenehm wird einem Alex' verzweifelte Suche, irgendwo dazu zu gehören. Warum sie sich die falscheste aller Welten ausgewählt hat, bleibt offen aber bis zur letzten Seite, wahnsinnig spannend.
Ein literarischer Albtraum, Übersetzt von Monika Baark.
Lesen!
Unbedingt lesen!

Romeo und Julia unter Beschuss

Coco Mellors:"Cleopatra und Frankenstein" (Verlag Eichborn) | 7.7.2023
Während die Sylvesterraketen New York ins neue Jahr katapultieren, verlieben sich Cleo und Frank auf den ersten Blick und Hals über Kopf. Alles am jeweils anderen ist berauschend, liebenswert, einzigartig und völlig gegensätzlich. Cleo, Mitte zwanzig, Kunststudentin, ständig pleite aber voller Energie und Kreativität. Frank Mitte vierzig, ist erfolgreich, hat schon alles im Leben gehabt und fasziniert von Cleos neugieriger, unverbrauchter Leichtigkeit. . Schnell wird geheiratet und an einer gemeinsamen Zukunft gebastelt. Das Liebespaar des Jahres! Von wegen... Cleo gibt alles auf, um mit Frank die Welt zu bereisen und ihm bei neuen Deals mit schwierigen Kunden den Rücken zu stärken. Jeder Pitch, den Frank mit seiner Werbeagentur gewinnt, treibt die beiden auseinander. Depressionen, Drogen, Alkohol und falsche Freunde demontieren ihre große Liebe und führen sie ad absurdum. Dass sie einander eigentlich gar nicht kennen und sich nichts zu geben haben, merken beide, als Menschen in ihr Leben treten, die ihnen wirklich etwas bedeuten. Erst als sich Cleo und Frank ihren eigenen Dämonen stellen, ihren dunklen Abgründen und Unzulänglichkeiten, gibt es eine Art Katharsis und eine Möglichkeit von Glück.
Eine hinreißende Liebesgeschichte! Großes Popkornkino der Gefühle! Und nicht ohne Tiefgang! Die Frage nach der wahren Liebe, treibt uns alle um. Und wie schwierig es ist, sich auf einen anderen Menschen eizulassen ohne sich selbst dabei aufzugeben, wird hier meisterlich beantwortet und ist
grandios übersetzt von Lisa Kögeböhn!
Lesen!
Unbedingt lesen!
Erscheinungsdatum: August 2023!